Kunst zum Wachrütteln
Die Kunstsammlung NRW hält zum 50. Bestehen im kommenden Jahr Bilder, Tanz und Musik bereit.
Düsseldorf. Marion Ackermann, Chefin der Kunstsammlung NRW, hat wenig übrig für Blockbuster-Ausstellungen, weil dort ihrer Meinung nach doch nur das Allbekannte gezeigt werde. Demonstrativ plant sie das 50-jährige Bestehen ihres Hauses im kommenden Jahr mit Neuentdeckungen, oder genauer, mit Stars der Gegenwart zu feiern. Sie möchte die Besucher aus ihrer passiven Rolle als Betrachter befreien.
Den Auftakt bildet die große Retrospektive von Thomas Struth. Der Düsseldorfer Fotograf zeigt nicht nur seine bekannten Museums- und Paradies-Bilder, sondern auch taufrische Aufnahmen aus dem Space Shuttle im Raumfahrtzentrum Cape Canaveral. Zugleich erinnert sich der Künstler an seine Jugend, als er in der Band "Dasn’ wos’m" den Trommler gab.
Nun wird er seinen alten Freund, den Gitarristen Frank Bungarten, einladen. Der unterrichtet in Struths Schau eine öffentliche Meisterklasse, und Struth erklärt: "Es geht doch in der Kunst wie in der Musik um die gleiche Frage nach dem Meisterwerk" (ab 26. Februar).
Zum Wachrütteln ist die Schau "Move" ("Bewegung") gedacht. Hier gibt es parallel zur bildenden Kunst auch Tänze der vergangenen 50 Jahre sowie Klimm-Aktionen für die Kunstgänger. Der Choreograph William Forsythe etwa richtet eine Batterie von Ringen an starken Bändern ein, um die Gäste turnerisch und tänzerisch zu aktivieren. Marion Ackermann verspricht, dass sich immer wieder professionelle Tänzer in der Ausstellung befinden sollen (ab 19. Juni).
Der Höhepunkt für Freunde der klassischen Moderne dürfte eine Schau sein mit dem Titel "Die andere Seite des Mondes". Im Mittelpunkt stehen drei Damen aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts: Sonia Delaunay, Hannah Höch und Sophie Taeuber-Arp. Susanne Meyer-Büser, die Kuratorin des Hauses, verspricht eine weibliche Sicht auf die Kunst jener Jahre. Ihre Frauen und deren Freundinnen haben die Stile von Dadaismus, Konstruktivismus und Surrealismus mitgeprägt (ab 22. Oktober).
In unmittelbarer Nähe zu den Surrealisten der ständigen Sammlung wird eine weitere Frau ihre Künste unter Beweis stellen: Rosemarie Trockel, Professorin in Düsseldorf und Nummervier der Weltrangliste aller Künstler. Sie will einen ganzen Raum mit neuen Arbeiten einrichten.
In K21 plant Tomas Saraceno, unter der Kuppel raffinierte Seile zu knüpfen (Herbst 2011). Ins Schmela-Haus, dem dritten Ausstellungsort, werden acht junge Künstler eingeladen, die sich in den vier Etagen ihre eigenen Plattformen aussuchen sollen.