Die Kunstsammlung NRW steht vor einem großen Umbruch

Museums-Chefin Susanne Gaensheimer kündigt im Interview mit unserer Redaktion gravierende Einschnitte an. Das K21 wird neu ausgerichtet, das Schmela-Haus steht zur Disposition. Auch das K20 soll nicht so bleiben, wie es ist.

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Die Rüge des Landesrechnungshofes zeigt Wirkung. Die Direktorin der Kunstsammlung NRW, Susanne Gaensheimer, erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass sie ihre drei Häuser deutlich verändern will. Für das Schmela-Haus in der Altstadt könnte das sogar das Aus bedeuten. Der Rechnungshof hatte im September erklärt, der Kunstsammlung fehle ein Konzept und es mangele ihr an Wirtschaftlichkeit.

Die Schwierigkeiten der Kunstsammlung lassen sich schon an den Besucherzahlen ablesen. Für 2017 meldete das Museum für seine drei Häuser eine Gesamtzahl von rund 250 000 Besuchern. Das bedeute einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um rund 10 000 Besucher. Damit sind dennoch zwei Probleme verbunden: Die Zahl lag auch schon mal über 300 000. Und allein die dreimonatige Otto-Dix-Schau im K20 zog etwa 100 000 Menschen an. Da bleibt schon mathematisch nicht mehr überragend viel für das K21 und das Schmela-Haus.

Das 2002 eröffnete K21, das der zeitgenössischen Kunst gewidmet sein sollte, hatte gut begonnen. 135 000 Besucher wurden im ersten Jahr im ehemaligen Ständehaus registriert. Der Wert sank anschließend kontinuierlich, seit 2008 werden die Besucherzahlen für die Häuser gemeinsam ausgewiesen.

(Das K21 im Ständehaus soll im September neu eröffnen. (Archiv-Foto: Ralph Richter))

Der Rechnungshof hatte empfohlen, ein umfassendes Museums- und Sammlungskonzept zu erstellen, weil das jetzige Konzept „nicht vollständig den Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes“ entspreche. So bemängelte die Behörde unter anderem, dass das Schmela-Haus in der Altstadt nur unzureichend genutzt werde und die Miete oberhalb örtlicher Vergleichswerte liege. Deshalb solle geprüft werden, ob es wirtschaftlich sinnvoll erscheint, das Schmela-Haus weiter anzumieten.

Direktorin Gaensheimer, seit September im Amt, greift im Interview alle diese Punkte auf. Das K21 sei „leider kein lebendiges Museum mehr“, im normalen Alltag sei es „sehr ruhig geworden“. Deshalb wolle sie es im September „neu“ eröffnen, Neuerwerbungen und wichtige internationale Positionen zeigen. Außerdem sollen sich die Absolventen der hiesigen Kunstakademie jährlich präsentieren können.

(Die Zeichen für das Schmela-Haus stehen schlecht. (Archiv-Foto: Achim Kukulies))

Das K20 will Gaensheimer architektonisch verändern. Die nach außen geschlossene Halle zum Grabbeplatz hin trage noch den Geist früherer Jahre in sich, als Museen als Tempel der Kunst galten und Besucher durch dunkle Gänge mussten, um die Kunst als Erleuchtungsmoment zu erleben. Die Direktorin will das Haus über die vordere Halle zugänglich machen.

Für das Schmela-Haus stehen die Zeichen schlecht. Es fehle Personal und Geld, um es gut und sinnvoll bespielen zu können, sagt Gaensheimer. In dieser Form könne man das Haus nicht aufrechterhalten. Auf die Frage, ob eine für November geplante Ausstellung zum 100. Geburtstag des Sammlers und Galeristen Alfred Schmela zugleich Höhepunkt und Abgesang des Ausstellungshauses sei, antwortet die Museumschefin: „Was immer wir planen, wir müssen das mit dem Ministerium entscheiden.“