„Kein Pardon“: Glitzernde Parodie aufs Showbiz

Düsseldorf (dpa) - Glitzeranzüge, Glitzerlichter, Glitzerhase - was das Musical „Kein Pardon“ nach dem gleichnamigen Film von Hape Kerkeling in Düsseldorf an gleißender Optik bietet, ist fast schon etwas zu viel für lichtempfindliche Augen.

Die musikalische Parodie auf die Wunderwelt des Fernsehens glänzt und funkelt, strahlt und schillert drei Stunden lang durch. Mittendrin: der exzentrische Star-Moderator Heinz Wäscher (Dirk Bach), sein Nachfolger, Schnittchen-Schmierer Peter Schlönzke, und der „lustische Glückshase“, alle natürlich ebenfalls stark glitzernd. Nur von Hape Kerkeling fehlte bei der Vorpremiere am Donnerstag im Capitol-Theater jede Spur.

Jede Spur? Nicht ganz. Als Programmankündiger mit Frauenperücke wünscht er den Premierengästen per Videobotschaft vor der Show einen „bunten Strauß herrlicher Musik“. Auf der Bühne lässt sich Kerkeling, der im Kinofilm 1993 den tollpatschigen Schnittchen-Schlönzke spielte, allerdings von Enrico de Pieri ersetzen. Ein Glück, dass der Kerkeling nicht nur optisch ähnelt, sondern sich auch einiges von der Mimik und Gestik des beliebten Comedians abgeguckt hat.

Das Erfolgskonzept des Kultfilms weiß TV-Comedian Thomas Hermanns mit seiner Musicalversion (Regie: Alex Balga) auch ansonsten zu nutzen. Vor allem im ersten Teil hält sich die Show nahezu wörtlich an die Vorlage, und als Star-Komiker Dirk Bach im lila-schwarzen Glitzeranzug auf die Bühne tritt und den Titelsong „Witzigkeit kennt keine Grenzen“ schmettert, löst das einen wilden Begeisterungssturm aus. Die Kompositionen von Achim Hagemann von „Käffchen“ bis „Dat wär doch gelacht“ transportieren jede Stimmung passgenau. So endet schon mal in einem Rocksong, was als rührselige Ballade beginnt, und man merkt: Diese Geschichte ist auf der Musical-Bühne nicht ganz falsch.

Die Story: Im schnelllebigen Showbusiness wird aus dem tollpatschigen Schnittchen-Schlönzke plötzlich ein begehrter Starmoderator. Etwas allzu plötzlich stürzt er als solcher allerdings auch ab und zieht - Friede, Freude, Käseigel - wieder bei Mutti in Bottrop ein, die ihn nach leichter Verstimmung mit offenen Armen empfängt. Und so bleibt die Kritik an der schillernden Fernsehwelt auf der Musicalbühne ähnlich oberflächlich wie diese selbst.

Star-Protagonist Dirk Bach hatte am Donnerstag am meisten mit seiner Erkältung zu kämpfen. „Er ist eine alte Rampensau“, kommentierte Thomas Hermanns nach der Show. „Ich wusste, er schmeißt sich rein, aber das war heute fast übermenschlich.“ Als cholerischer Moderator bildet Bach den Mittelpunkt einer Welt voller exzentrischer Selbstdarsteller, umringt von der überdrehten Assistentin, dem genervten Techniker mit Headset und der hysterischen Redakteurin („Was wir hier machen, ist vollkommen sinnlos!“).

Hermanns schafft es aber, die überzeichneten Protagonisten nicht zu Comic-Figuren verkommen zu lassen. Das war Kerkeling wichtig, sagt Hermanns: „Er hat auf jeden Schritt geguckt.“ Am stärksten zeigt sich das bei der Ruhrpott-Familie Schlönzke mit ihren herrlich authentischen Mitgliedern (besonders klasse: Iris Schumacher als Mutter Schlönzke). Nicht zuletzt ist „Kein Pardon“ deshalb auch eine rührende Liebeserklärung an das Ruhrgebiet, mit seinen bodenständigen Bewohnern, die Leberwurstbrot mit „Gürksken“ essen, „lieber Frotteeschlüpfer als Nerz“ tragen und nach jedem Rückschlag wieder auf die Füße fallen.

Vor dem zahlenden Publikum muss sich die Show noch bewähren. Bei der Galapremiere am Samstag flanieren aber erst einmal nicht nur Dolly Buster, Heino und Reiner Calmund über den roten Teppich, sondern auch - Hape Kerkeling.