Neue Musical-Stätte in Hamburg

Pläne: Der Veranstalter Stage Entertainment (SE) will expandieren.

Hamburg. Gerade erst feierte die Eigenproduktion „Sister Act“ in Hamburg Premiere — nun hat Musicalveranstalter Stage Entertainment (SE) weitere große Pläne. Trotz schwieriger Lage in der Musical-Branche will SE über seine neun Spielstätten in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Oberhausen hinaus weitere Musical-Theater eröffnen — mittlerweile allerdings nur noch in Hamburg und München.

Während es im Süden indes mangels einer geeigneten Immobilie laut Mock-O’Hara nach wie vor „keine konkreten Pläne“ für einen Standort gibt, soll an der Elbe schon bald mit dem Bau einer vierten Spielstätte für etwa 2000 Besucher begonnen werden — und zwar im Hafengebiet unmittelbar neben dem Zelt, wo seit acht Jahren die Erfolgsproduktion (fast 7,5 Millionen Besucher) „König der Löwen“ (Foto: Eventpress Radke) läuft.

Dabei stagnieren die Ticketumsätze im deutschen Musical-Markt seit einigen Jahren laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bestenfalls noch — allerdings bei steigenden Produktionskosten. Auf den beiden größten Musical-Märkten der Welt, am New Yorker Broadway und im Londoner West End, waren die Besucherzahlen 2009 rückläufig.

Im Essener Colosseum-Theater des SE fiel nach fast zehn Jahren und einem Verlust von geschätzten 30 Millionen Euro im Juli der letzte Vorhang, die erhoffte neue Einnahmequelle aus dem Verkauf von Theaternamensrechten an einen Sponsor (wie in Hamburg) ist ein einmaliges Geschäft geblieben.

Dass der Musicalveranstalter dennoch das Theater in Hamburg eröffnen will, hat einen einfachen Grund: „Der Bekanntheitsgrad des Standortes ist ein ganz großer Trumpf“, sagt Johannes Mock-O’Hara, der deutsche SE-Geschäftsführer. „Wir sind fest überzeugt, dass ein viertes Theater in Hamburg Sinn macht und sich für uns auch rechnet. Hamburg ist eine große Touristenstadt geworden mit überregionaler Anziehungskraft — da sehen wir noch viel Potenzial.“ Das glauben offenbar auch andere Veranstalter wie BB Promotion oder der ehemalige SE-Chef Maik Klokow, der inzwischen mit der in Düsseldorf ansässigen „Mehr! Entertainment“ selbst drei Musical-Theater betreibt und ein weiteres in der Hansestadt eröffnen will.

Trotzdem: Das Musicalgeschäft sei „ein sehr, sehr knappes Geschäft“, gibt auch Mock-O’Hara zu. „Wir wollen unsere Investitionen zurückverdienen und unsere neuen Shows aus Eigenmitteln finanzieren — Ergebnisse abzuliefern, wie sie im Private-Equity-Bereich üblich sind, das ist in diesem Sektor nicht darstellbar.“ Selbst SE-Gründer und Eigentümer Joop van den Ende habe bis heute „nicht einen Cent aus der Firma gezogen — insofern hat er auf seine Investitionen überhaupt keine Rendite bekommen“.

Und das dürfte sich für den niederländischen Milliardär so schnell auch nicht ändern: Schlägt doch der geplante Theaterneubau mit 40 bis 50 Millionen Euro zu Buche, für die vorgesehene Produktion (angeblich ein Beatles-Musical) sind weitere 10 bis 20 Millionen Euro fällig — da ist die Gewinnschwelle frühestens nach drei Jahren erreicht. Solch’ eine lange Laufzeit aber schafften zuletzt immer weniger Groß-Musicals.