Festival Nordrhein-Westfalen bittet wieder zum Tanz
Zu seiner zehnten Ausgabe bietet das Festival Tanz NRW" einige Neuerungen.
Düsseldorf. Pressekonferenz? Künstlerauflauf! Zur Präsentation der Geburtstagsedition des Festivals Tanz NRW erschienen am Mittwoch nahezu alle beteiligten Akteure im Tanzhaus in Düsseldorf. Und lieferten einen höchst lebendigen Beweis dafür, wie bunt die Szene ist. Seit zehn Jahren bietet das Ereignis dem zeitgenössischen Tanz made in Nordrhein Westfalen eine Plattform.
Was als reines Abspielformat für die Stücke der freien Szene begann, zunächst als „Meeting Neuer Tanz“, später als „Tanzstraße“, hat sich längst zum Festival mit eigenen Uraufführungen entwickelt. Wenn die acht Städte Düsseldorf, Essen, Münster, Krefeld, Viersen, Köln, Wuppertal und Bonn vom 3. bis 14. Mai zum Tanz bitten, lockt es auch mit einigen Neuerungen.
Grund genug für die Herren auf dem Podium, sich zur Werkschau der hiesigen Choreografen zu bekennen. NRW-Staatssekretär Bernd Neuendorf freute sich als kontinuierlicher „Hauptförderer“, dass die Biennale sich als Aushängeschild für die vielen Tanz-Zentren im Land jenseits von Pina Bauschs Wuppertaler Tanztheater etabliert hat. Als einen „Gratmesser für die hochkomplexe zeitgenössische Szene“ bezeichnete Hans-Joachim Wagner, Fachbereichsleiter bei der Kunststiftung NRW, das Tanzfest. Es zeige in konzentrierter Form Tendenzen der performing arts.
Er verwies auf die Produktionen von Stephanie Thiersch, „Bronze by Gold“, und Angie Hiesl, „Fat Facts“, die bei dem Festival uraufgeführt werden und „gute inhaltliche und ästhetische Positionen des Tanzes“ einnähmen. Wagner kritisierte allerdings die Auswahl der Veranstaltergemeinschaft. Er vermisst herausragende — zu teure — Künstler wie VA Wölfl oder auch Billinger & Schulz. Eine berechtigte Kritik, auch andere Choreografen wie Henrietta Horn (Essen), die jüngst mit „Kaiserkleider“ eine spektakuläre Performance präsentierte, hätten ihren Platz im Programm verdient.
Stattdessen rückt Tanz NRW verstärkt den Nachwuchs in den Fokus. So bekommen Absolventen und junge Künstler durch die Kooperation mit dem NRW Kultursekretariat die Möglichkeit, sich in einer dreiwöchigen Recherche-Residenz bei Pact Zollverein oder im Tanzhaus von einem Mentor ihrer Wahl begleiten zu lassen. Diesmal sind es die beiden Choreografinnen Veronika Heisig und Wilhelmine Stark. Damit wird das Nachwuchs-Format „Sprungbrett“ um das Format „Tanzrecherche NRW“ erweitert.
Eine weitere Neuheit stellte Stefan Hilterhaus, künstlerischer Leiter bei Pact Zollverein in Essen, vor. Für ihn dokumentiert das Festival die außergewöhnliche Kooperation von kulturellen Einrichtungen und Akteuren. So sind erstmals die Ensembles der städtischen Theater eingebunden: das Tanztheater Bielefeld, das Ballett Dortmund, das Aalto Ballett Essen, das Ballett am Rhein, das Ballett Hagen, das Ballett Krefeld/Mönchengladbach und das Tanztheater Münster. Denn, so Hilterhaus: „Auch die Stadttheater gehen die zeitgenössische Entwicklung mit und künstlerische Wagnisse ein.“
Apropos — Pact eröffnet mit schrägen Installationen. Das Künstler-Duo Hartmannmüller treibt ein Verwirrspiel in der Outdoor-Performance „(Not) Under the Bridge. Und die Video-Installation „Baby View“ von Fang Yun Lo lädt zu einem Spaziergang durch das Haus aus der Perspektive eines Menschen als Kind oder Greis.
Weitere Highlights im Festival-Programm hob Stefan Schwarz, verantwortlich für das Bühnenprogramm dem Tanzhaus, hervor: Das Ensemble Bodytalk widmet sich in seiner Uraufführung „Friedensanleitung für Jedermann“ in Münster dem politischen Tanztheater von Hans Kresnik, die Stadt Viersen konzentriert sich auf das Werk von Ben J. Riepe zwischen bildender und darstellende Kunst und Raimund Hoghe gastiert in Wuppertal mit „Songs vor Takashi“. Zum Abschluss überrascht das Kollektiv nutrospektiv im Tanzhaus mit einem Battle-Format: „Core Spontanz“.