Die Suche nach dem Treffer
Der Düsseldorfer Galerist Hans Mayer über das Glücksspiel, einen neuen Star in der Kunstwelt zu entdecken.
Düsseldorf. Hans Mayer (72) gehört mit seiner Galerie in Düsseldorf zu den international führenden Galeristen. Im Kunstbetrieb mischt Mayer bereits seit 1965 mit. In einem Sarglager in Esslingen fing er mit Kunst an. Der Galerist holte die amerikanische Kunst von Ellsworth Kelly bis zur Pop Art nach Deutschland. 1979 machte er Joseph Beuys mit Andy Warhol bekannt.
Herr Mayer, Sie kennen alle Sammler, Galeristen, Museen: Wer macht die Künstler heute bekannt?
Mayer: Die Bilder. Wir brauchen hervorragende Bilder oder Skulpturen, das macht den Künstler berühmt. Wir können als Galerist, als Museumsmann, als Kurator natürlich viel Hilfe leisten. Aber wenn die Qualität der Kunstobjekte nicht stimmt, dann bricht das Gebäude irgendwann zusammen.
Wer entscheidet, was gute Qualität ist?
Mayer: Wenn die Mehrheit der Leute das gute Bild richtig empfindet, dann ist es halt die Mehrheit.
Aber die Mehrheit muss erst einmal gefunden werden.
Mayer: Wenn das Bild stimmt und es so und so viele Leute sehen, erzählt es einer dem anderen. Der Galerist kann dadurch, dass er ständig den Künstler zeigt, mit guten Arbeiten, doch Erhebliches dazu tun.
Wie kommt der Künstler an eine Galerie?
Mayer: Bei den Akademie-Rundgängen. Ich bin im Februar in Düsseldorf da durchmarschiert und habe vier oder fünf Künstler gesehen. Die waren aber bereits bei Galerien. Die jungen Galerien sind wirklich auf Zack. Die reisen quer durch die Welt, gucken sich die Studenten und Akademien an. Ich bin da vielleicht schon vorsichtiger, dass ich nicht zu schnell mit einem Künstler zusammenarbeite, der es dann nicht schafft.
Es gibt heute unendlich viel Kunst. Ist es nicht schwer, da den Blick für einen Künstler mit Zukunft zu haben?
Mayer: Ich habe auch meine Fehler gemacht. Das waren speziell junge Künstler von der Akademie, die nach den ersten zwei, drei Jahren verzweifelt sind und dann entweder Kunsterzieher wurden oder in ganz andere Berufe gingen. Ich könnte Ihnen in meinem Lager etliche Arbeiten zeigen von einst jungen Künstlern, die für mich heute aber immer noch gut sind.
Wie trennt sich dann die Spreu vom Weizen?
Mayer: Das ist die Leidenschaft und das Kreative, was in den Künstlern steckt. Dass sie immer wieder neue Ideen haben und etwas machen möchten.
Ist es für junge Künstler heute schwieriger, sich auf dem Markt durchzusetzen?
Mayer: Die Käuferschaft ist viel größer als früher. Deshalb ist das Durchsetzen von Künstlern heute vielleicht etwas einfacher. Aber die Klarheit, von 1000 die richtigen 100 rauszukriegen, ist wesentlich schwieriger. Wir mussten von 100 die richtigen zehn rauskriegen.
Der Kunstmarkt ändert sich, es gibt immer mehr Sammler. Was bedeutet das für Sie als Galerist?
Mayer: Davon haben wir in den 60er Jahren geträumt, dass alle sich für Kunst begeistern und hinter der Kunst her sind. Bildende Kunst, Malerei und Skulptur ist ja heute beinah so spektakulär wie es früher die Musiker waren. Kiefer — Superstar, Damien Hirst — Superstar, Jeff Koons — Superstar. Heute sind die wirklich erfolgreichen Künstler sofort Superstars, zu vergleichen mit Elton John oder sonst jemand.
Worauf achten Sie besonders, wenn Sie neue Kunst einschätzen?
Mayer: Wenn man so viel Kunst gesehen hat wie ich, ist es ein großes Problem, wenn man etwas Neues sieht. Man sucht im Kopf danach, wer so etwas schon gemacht oder ähnlich gearbeitet hat. Wenn es wirklich ganz eigenständig ist, bleibt es haften.
Man braucht also wieder einen frischen Blick?
Mayer: Eigentlich müsste der Blick unschuldiger sein. Da stört das Viele, was man im Kopf drin hat.