Theaterdonner in der Landeshauptstadt Düsseldorfs OB Thomas Geisel stellt das Schauspielhaus zur Debatte und erntet Empörung
Düsseldorf. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) ist erfolgsgewöhnt. Aus Paris holt er für das kommende Jahr die Tour de France an den Rhein. Trotzdem schütten ihm alle Fraktionen im Rathaus Hohn über sein Haupt.
„Ich glaube, er ist von allen guten Geistern verlassen“, spottet CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen. Selbst Geisels Koalitionspartner FDP und Grüne greifen ihn an.
Der OB stellt nämlich das Düsseldorfer Schauspielhaus zur Disposition. Dieser geschwungene Rundbau, Sinnbild des Nierentisch-Zeitalters nach dem Krieg, entstand nach Plänen des Architekten Bernhard Pfau und gilt als Architektur-Ikone. Mit dem Dreischeiben-Haus bildet es das Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Nun aber muss es wieder einmal saniert werden. Zur neuen Technik für über 20 Millionen Euro kommt möglicherweise eine neue Fassade hinzu. Deshalb fragt der OB, ob das Theater so viel Geld wert sei. Und schiebt die Bemerkung hinterher: „Vielleicht gibt es einen Investor, der im Schauspielhaus ein Kongress-Zentrum errichtet.“ Die Empörung ist parteiübergreifend und einhellig.
Dass sich ein Oberbürgermeister um ausufernde Kosten Sorge macht, ist verständlich. Aber dass er die Musen dem Mammon opfern will, erscheint unverzeihlich. Einhellige Meinung: Das sei absurd. Der Düsseldorfer BDA-Sprecher Bruno Braun höhnt, er verleugne das Theater, aber bringe stattdessen die Doping-Route an den Rhein.
Grüne wie die eigene SPD erklären, das denkmalgeschützte Haus sei ein „intellektueller Hotspot“. FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus meint, der OB mache in der Kultur zurzeit eine sehr unglückliche Figur.
Besonnen ist man lediglich beim Landeskonservator, denn das Düsseldorfer Schauspielhaus ist ein Denkmal. Dort bietet man Fachleute an, um überhaupt zu schauen, was für Reparaturen nötig sind.