Action: Batman in der Sinnkrise

Als Actionfilm überzeugt der düstere „The Dark Knight“. Die philosophische Ebene wirkt dagegen etwas aufgesetzt.

Batmans Welt ist düster - wie seine Seele. Regisseur Christopher Nolan gibt "The Dark Knight" wie auch schon dem Vorläufer "Batman Begins" eine dunkelblau-schwarze Optik voller Schatten und Abgründe. Diese lauern auch in den Figuren, jede hat eine dunkle Seite, die in bestimmten Situationen zum Vorschein kommt.

Düsseldorf. Der einzige, aber zentrale Farbtupfer ist der Joker, gespielt von dem im Januar verstorbenen Heath Ledger. Er steht wie unter Strom in dieser Rolle, brodelt und vibriert wie ein Wasserkessel kurz vor dem Überkochen. Kein Wunder, dass der australische Schauspieler meinte, die Ekstase dieser Rolle durch Tabletten im Zaum halten zu müssen. Mit fatalen Folgen. Im Januar starb er an einer Überdosis.

Als Joker ist sein Gesicht eine verstümmelte Fratze, in der die weiße Schminke tiefe Furchen zieht. Anhand perfider Spielchen hält er der Welt einen Spiegel vor, der ihre moralische Verkommenheit zeigt. Chaos ist sein Ziel, nicht Reichtum, obwohl er am Anfang mit unglaublicher Brutalität eine Bank überfällt. Doch als er etwas später einen riesigen Haufen Geld in Flammen steckt, macht er deutlich, wie man schnell mal eine Million verbrennen kann.

Der Dauergrinser marodiert durch Gotham City und hofft auf ein Treffen mit Batman (Christian Bale), dem Helden, der nichts mehr zu lachen hat. Der grüblerische Fledermausmann will sich eigentlich aus dem Weltrettungsgeschäft zurückziehen, nachdem sich immer mehr Bewohner fragen, welchen Helden ihre Stadt eigentlich braucht und verdient.

Zumal ein neuer, ganz menschlicher Retter auftaucht: der Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart), der zu allem Übel auch noch mit Batmans Flamme Rachel (diesmal Maggie Gyllenhaal) ernste Absichten hegt.

Der Action-Teil von "The Dark Knight" überzeugt durchweg: Egal ob ein Lastwagen durch eine Straßenschlucht schleudert oder ein Schulbus die Mauer einer Bank durchbricht: Die physische Wucht überträgt sich direkt auf den Zuschauer. Nolan verzichtet zu großen Teilen auf Computeranimation, lässt tatsächlich ein Haus explodieren und Hubschrauber spektakulär in Wände krachen. Dass er die Actionszenen mit Imax-Kameras gedreht hat, schafft zusätzliche Präzision.

Doch Nolans Drehbuch, das er mit seinem Bruder Jonathan geschrieben hat, zieht immer neue Schleifen, anstatt einen großen Spannungsbogen zu schaffen. Die verschachtelte Erzählweise sorgt für Verwirrung, zumal manche Ideen einfach nicht zu Ende geführt werden. Immer wieder lauern neue Katastrophen, stellt der Joker Fallen, um Batman zu fassen.

Die Beteiligten müssen sich entscheiden: Wen sie retten und wen sie opfern für die gute Sache und wie weit man gehen kann, um Terroristen zu bekämpfen. Denn Batman darf nun, ganz wie Jack Bauer in "24", foltern für die gute Sache.

Der so geschaffene moralische Überbau nimmt dem Film die nötige Leichtigkeit, die man von einem Comic erwartet, und schafft parabelhafte Situationen. Etwa wenn der Joker zwei Fähren mit Bomben ausstattet, die eine besetzt mit Verbrechern, die andere mit Bürgern. Jeweils die einen können über das Schicksal der anderen bestimmen. Wer drückt zuerst den Knopf?