Alexander Fehling - Vom Esel zum „Shooting Star“

Berlin (dpa) - Wer dem Esel der Bremer Stadtmusikanten an die Vorderbeine fasst, so heißt es in Bremen, wird Glück im Leben haben.

Der Schauspieler Alexander Fehling („Goethe!“) spielte als Teenager den Esel aus dem berühmten Märchen der Gebrüder Grimm. Es war seine erste Rolle. Heute, mit 29 Jahren, ist er zum „Shooting Star“ der Berlinale gewählt worden. Die European Film Promotion ehrt damit jährlich die zehn besten europäischen Jungschauspieler. Im Rampenlicht standen da schon Daniel Craig, Hannah Herzsprung, Daniel Brühl und Heike Makatsch.

Der zottelige Esel von damals ist mittlerweile weit weg. Vom Nazi-Oberfeldwebel in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ bis zum leidenschaftlichen Dichter im Kinofilm „Goethe!“ - inzwischen traut man Fehling die schwierigen Rollen zu. Er selbst gibt sich bescheiden. „Ich sollte dem Esel dankbar sein“, sagt er und lacht.

Auf der Berlinale ist er als RAF-Terrorist Andreas Baader in dem Wettbewerbsfilm „Wer wenn nicht wir“ (Regie: Andres Veiel) zu sehen. Gleichzeitig feiert er am Berliner Maxim Gorki Theater mit „Madame Bovary“ Premiere. Von der Wahl zum „Shooting Star“ erfuhr er „am Telefon, so nebenbei“, wie er sagt. „Pure Freude, einfach nur Freude“ habe er da gefühlt. Sein Handwerk hat er an der renommierten Schauspielschule „Ernst Busch“ gelernt.

Eine Karriere auf der Überholspur - der Berliner (geboren ist er in Karlshorst) scheint es zu genießen. An einem übergroßen Ego liege das aber nicht, betont er. „Ich freue mich über dieses ganze Berlinale-Zeug, weil ich merke, ich werde wahrgenommen.“ Wenn er spricht, ist der 29-Jährige voller Enthusiasmus und doch irgendwie nachdenklich. „Ich meine, was wollen wir im Leben? Du willst auf die Straße gehen und würdest am liebsten jemanden kennenlernen, der dich versteht.“

Ob in seinen Figuren immer auch etwas vom privaten Alexander stecke? „Irgendwie natürlich total.“ Das gibt er allerdings nur ungern zu. „Du kannst ja nur aus deinem eigenen Leben schöpfen, aus deiner Gefühlswelt“, sagt er. Fast klingt es entschuldigend. Zu sehr wünscht sich der 29-Jährige, dass er für seine Leistung beachtet wird, nicht für sein Privatleben oder sein Gesicht, das auch Werbung für Rasierwasser machen könnte.

Die Auszeichnung als „Shooting Star“ gilt als Karriere-Sprungbrett für junge Schauspieler. Mit einigen seiner Vorgänger hat Fehling bereits gearbeitet. Mit Max Riemelt („Die Welle“) drehte er den Studentenfilm „13 Semester“, mit Moritz Bleibtreu („Soul Kitchen“) stand er in „Goethe!“ vor der Kamera. Zu groß erscheinen Fehling die Fußstapfen, in die er tritt, nicht. Dafür ist er viel zu sehr Charakterkopf. „Jetzt komme halt ich mit meiner Schuhgröße.“ In der Branche Fuß gefasst hat er schon.