Der erste weibliche Weltstar

Helma Sanders-Brahms hat ihren neuen Film Clara Schumann und ihrer Zeit in Düsseldorf gewidmet.

Frau Sanders-Brahms, was hat Sie an dem Stoff interessiert?

Sanders-Brahms: Ich habe schon immer Filme gemacht über Brennpunkte der Gesellschaft, etwa in "Schririns Hochzeit" und der Immigrantenproblematik. Gleichzeitig interessiere ich mich für Künstler. Vielleicht weil sie zwischen der Gesellschaft stehen und dem, was wir als das Göttliche annehmen. Menschen, die eine Fähigkeit haben, andere Menschen zu sehen oder eigene Gefühle zu analysieren. Ich frage mich: Was wäre eine menschliche Gesellschaft ohne Künstler?

Sanders-Brahms: An ihr interessiert mich die Seite der Frau, eine Frau als Künstlerin. Dann fing ich auch selbst an, mich immer stärker mit Clara zu identifizieren. Eine Frau mit großen schöpferischen Fähigkeiten, aber sie war ganz besonders gut als Pianistin. Als Pianistin war sie damals der erste weibliche Weltstar.

Sanders-Brahms: Das weiß ich nicht. Ich habe oft ihre Briefe und Tagebucheintragungen gelesen. Ich glaube, dass sie eine sehr selbstständige und bewusste Frau war, klug und klar darüber, wer sie ist und warum sie so ist. Aber ich glaube nicht, dass sie in unserem Sinne eine Feministin war.

Sanders-Brahms: Nein, ich hatte immer auch an Martina gedacht in den letzten Jahren. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit. Wenn man Fördergelder von der Filmstiftung bekommt, dann muss man auch drehen. Als Isabelle dann 2007 absagte, weil sie zu erschöpft war, habe ich gesagt, jetzt machen wir es mit Martina Gedeck. Sie ist Clara Schumann in vielem ähnlich. Sie hat die ungeheure Kraft, sie hat diese Zartheit, eine sehr spezielle Sinnlichkeit. Ich habe ihr einfach das Drehbuch in den Briefkasten gesteckt und einen netten Brief dazu geschrieben.

Sanders-Brahms: Nein. Ich habe ihr gesagt, sie muss Klavier spielen lernen. Ich will keine Frau ohne Unterleib haben. Dann hat sie drei Monate lang mit drei Lehrern unentwegt gearbeitet. Und sie macht es jetzt ziemlich gut.

Sanders-Brahms: Das hat die Produktion so entschieden. Der Film war zu lang, über zwei Stunden. Da mussten wir kürzen, und ich war traurig darüber. Der Film sollte mit Clara als Elfjähriger beginnen.

Sanders-Brahms: Zwölf Jahre hatte ich Zeit! Ich habe 23 Drehbuchfassungen geschrieben. Es gab die Version, in der es mit Brahms in Hamburg anfing. Aber dann ist die Geschichte doch bei Clara geblieben. Die Lebendigkeit von Brahms, die wir im Film zeigen, finde ich auch in seiner Musik, in den frühen Stücken, etwa in den Ungarischen Tänzen, die im Film zu hören sind.

Sanders-Brahms: Was für eine schöne Frage, danke. Da kann man noch einmal eine Welt zeigen, in der es keine Autos gibt. Man kann sich konzentrieren auf die Menschen. Es war mir wichtig zu zeigen, dass es die Zeit ist, in der sich alles verändert. Eine Zeit des Umbruchs, die auch Brahms und Schumann beeinflusst hat. Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum Schumann dann durchdreht. Er sieht alles kommen, das spürt man auch in seiner Musik