Komödie: Fest der Liebe, Tage des Terrors

Reese Witherspoon in „Mein Schatz, unsere Familie und ich“.

Düsseldorf. Familie ist ein dehnbarer Begriff geworden. Mutter, Vater, zwei Kinder und ein Hund - das war einmal. Dank häufiger Trennungen und damit einhergehender Wiederverpartnerungen fielen immer mehr Neu-Verwandte in die vertraute Idylle ein, was den Organisationsaufwand an Feiertagen wesentlich unübersichtlicher gestaltet.

Kate (Reese Witherspoon) und Brad (Vince Vaughn), beide Scheidungskinder, haben ein Patentrezept entwickelt, um die Weihnachtstage nicht an vier verschiedenen Orten verbringen zu müssen: Sie verreisen. Weit weg! Und damit die Eltern sie nicht für die egoistischen Spaßgesellschaftsjünger halten, die sie sind, erzählen die beiden, sie würden Aufbauarbeit in der Dritten Welt leisten. Aufopferungsbereitschaft zum Fest der Liebe - dafür hat jeder Verständnis.

Doch am Abreisetag steht Nebel über San Francisco, alle Flüge sind bis auf Weiteres gestrichen. Leider fällt auch flach, einfach so zu tun, als sei man weg. Ein Lokalsender zeigt Bilder vom überfüllten Flughafen, die Kate und Brad als Gestrandete identifizieren.

Da hilft alles nichts, die Weihnachtsmuffel müssen in den sauren Bratapfel beißen und ihren Sippschaften einen Besuch abstatten, einer nach der anderen. Diese häppchenweise Familienzusammenführung entwickelt sich, wer hätte es gedacht, zum verhängnisvollen Desaster. Die Jungverliebten hatten sich ihre Verwandten bislang aus gutem Grund vorenthalten.

Die Grundidee, ein Pärchen seine unzähligen Patchworkverwandten abklappern zu lassen, ist nicht neu, aber eigentlich verheißungsvoll. "Mein Schatz, unsere Familie und ich" treibt diese zerfaserten Personenkonstellationen zunächst auch angenehm absurd auf die Spitze, landet im Endeffekt aber doch nur wieder im kreuzbraven Gefühlskitscheinerlei.

Dieses uninspirierte Hin- und Her-Eiern zwischen Mut zur Zote und Bekenntnis zum Gutmenschentum zerreibt die teilweise guten Ideen schon im Ansatz. Trotzdem gelang der Komödie am vergangenen Wochenende ein grandioser 48-Millionen-Dollar-Start in den USA.

In erster Linie dürfte dieser Erfolg auf die prominente Besetzung zurückzuführen sein. Neben Vaughn und Witherspoon agieren vier oscarprämierte Haudegen als Elterngeneration (Robert Duvall, Mary Steenburgen, Sissy Spacek und Jon Voight). Das elegante Spiel dieses Edel-Ensembles macht die unentschlossene Farce zum netten Wiedersehen - Weihnachten eben!