District9: Aliens als die neuen Ausgestoßenen der Gesellschaft
„District 9“ erzählt eine Parabel auf den Rassenwahn.
Düsseldorf. Das "Was wäre, wenn...", das dieser Film voraussetzt, ist als mögliche Realität so absurd, gleichzeitig aber als Idee für eine Science-Fiction-Story so naheliegend, dass man es als Zuschauer nicht eine Sekunde in Frage stellt: Außerirdische leben auf der Erde, nicht erst seit gestern, nein, bereits vor 20 Jahren strandete ein Raumschiff über Johannesburg und schaffte es aus eigener Kraft nicht mehr zurück ins Weltall. Die Aliens wurden in ein brach liegendes Township interniert, den "District 9", wo sie seitdem ihr Dasein fristen.
Verantwortlich für die Aliens ist die MNU, ein privates Unternehmen, das beauftragt wurde, die fremdartige Technologie der unerwünschten Besucher zum Laufen zu bringen. Bislang blieben sämtliche Versuche jedoch ohne Erfolg. Frustriert und davon überzeugt, aus der außerirdischen Stippvisite keinen Profit schlagen zu können, entschließen sich MNU und die südafrikanische Regierung, die Bewohner von "District 9" zu evakuieren. Dabei kommt der verantwortliche Projektleiter Wikus van der Merwe (Sharlto Copley) mit einer Substanz in Berührung, die binnen weniger Tage bei ihm zu seltsamen Mutationen führt.
Eigentlich wollte Peter Jackson mit Regisseur Neill Blomkamp zusammen eine Leinwandadaption des Computerspielhits "Halo" realisieren, doch das Studio sprang wegen zu hoher Kosten ab. Jackson finanzierte daraufhin ein älteres Drehbuch Blomkamps, und was nun wie ein futuristischer Groschenroman klingt, ist in den ersten anderthalb Stunden tatsächlich weit mehr als ein bloßer Alien-Plot.
Blomkamp gelingt eine fesselnde, schockierende und ernüchternde Parabel auf Rassenwahn, Minderheitenhierarchien und irreführende Urängste. Wie ein Doku-Drama baut der 29-jährige Südafrikaner seinen Film auf, eine Erzählweise, die sich zwar nach van der Merwes Infizierung logisch nicht mehr aufrecht erhalten lässt, ästhetisch aber durch die verwackelte Optik und die hektischen Schnitte auch weiterhin eine schmerzhafte Unmittelbarkeit erzeugt.
Lediglich das Ende, ein zwanzigminütiges, extrem brutales Geballer mit Videospieloptik, fällt aus dem Rahmen und lässt vermuten, dass Blomkamp und Jackson doch noch ein bisschen "Halo" spielen wollten.