Drama: "Alpha Dog" - Mord zwischen Joystick und Joint

„Alpha Dog“ erzählt einen wahren Fall.

Düsseldorf. Er hatte gedacht, die Jungs seien seine Freunde. Drei Tage lang hatte er mit ihnen gesoffen, gekifft und gedaddelt. Aber er war eine Geisel, ein Pfand für die Drogenschulden seines älteren Bruders. Das wusste er, das wusste auch die Gang, die ihn gekidnappt hatte. Nur Ernst nehmen wollte das niemand. Bis auf Rädelsführer Johnny Truelove. Für ihn war klar, Zack ist ein Zeuge. Und Zeugen müssen beseitigt werden. Wer Larry Clark ("Kids") gesehen und Nick McDonell ("Zwölf") gelesen hat, ist geneigt "Alpha Dog", das neue Drama von Nick Cassavetes, als klischeebeladene Sozialromantik abzutun. Doch die Geschichte beruht auf einem wahren Fall aus dem Jahr 2000. Und Cassavetes hielt sich so sehr an die Fakten, dass der US-Starttermin gefährdet war. Denn der Strafprozess gegen Jesse James Hollywood, das reale Vorbild von Johnny Truelove, steht immer noch aus. Der mittlerweile 26-Jährige war kurz nach dem Mord an dem 15-jährigen Nicholas Markowitz ins Ausland geflüchtet. Erst fünf Jahre später nahm ihn das FBI in Brasilien fest. Sollte er schuldig gesprochen werden, erwartet ihn die Todesstrafe. Schenkt man dem Film Glauben, ist das Verfahren reine Formsache. Cassavetes macht sich die Tragik des authentischen Falles zu Nutze, um ein verbiestertes Sittenbild zu entwerfen. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf die Verrohung der Jugendlichen, im Film unter anderem dargestellt von Jungstar Emile Hirsch und dem großartig agierenden Justin Timberlake (Foto). Auch die erschreckende Beiläufigkeit, mit der die Eltern auf das stumpfsinnige Dasein ihres Nachwuchses reagieren, kommt zur Sprache. Cassavetes ist sich wohl nur zu bewusst, dass auch er einer dieser Sprachlosen hätte sein können. Seine Tochter besuchte die gleiche Schule wie die Täter.

(WZ-Wertung: 4 von 5 Sternen)