Drama: Unschuld - Für jeden sieht die Liebe anders aus

Regisseur Andreas Morell inszeniert in „Unschuld“ Stadtmenschen auf der Suche nach Geborgenheit und Zuneigung.

Düsseldorf. Ensemblefilme haben ihren ganz besonderen Reiz. Schließlich erzählen sie nicht nur die Geschichten von ein oder zwei Hauptfiguren, sondern stellen mehrere Protagonisten auf einmal in den Mittelpunkt. Auch der deutsche Regisseur Andreas Morell orientiert sich in seinem Kinodebüt an Vorbildern wie Robert Altmans "Short Cuts" oder Alejandro González Iñárritus "Babel".

In "Unschuld" sind daher gleich elf Menschen in einer Großstadt auf der Suche nach Geborgenheit und Liebe. Angelehnt an Arthur Schnitzlers "Reigen" berühren sich dabei ihre Leben, so dass sich die Figuren ineinander verlieben, aber auch wieder verlieren.

Die Ausgangssituation ist kompliziert: Jede der Figuren sehnt sich nach etwas anderem, als er oder sie schon hat. So fühlt sich die Prostituierte Kim zum Busfahrer Raimo hingezogen, der jedoch von der vor den Bus gelaufenen Laura fasziniert ist. Und Musikproduzent Chris hat trotz Frau und Nachwuchs eine Affäre mit Julia, die wiederum von ihrem anderen Langzeitgeliebten, dem Politiker Alexander, ein Kind möchte.

Unschuldig - wie der Filmtitel andeutet - sind die Männer und Frauen dabei allerdings nicht immer. Stattdessen gibt es Figuren wie den Jugendlichen Matte, der sich forsch an sein Model-Idol heranmacht. Auch die junge Türkin Derya setzt alles daran, um mit Familienvater Chris ihre Jungfräulichkeit zu verlieren.

Regisseur Morell, der bislang vor allem mit Theater- und Operninszenierungen auffiel und Serien und Filme fürs Fernsehen drehte, entwirft in der Metropole Berlin kunstvolle Bilder von der Stadt und den Schauplätzen. Die Beweggründe aller Beteiligten bleiben dabei jedoch wie die vielen Nachtaufnahmen eher im Dunkeln.

So gibt beispielsweise der Bundestagsabgeordnete Alexander (Kai Wiesinger) von einem Tag auf den anderen sein Mandat auf - ohne, dass das Warum auch nur angedeutet wird. Dieser Ansatz verleiht der gesamten Geschichte eine gewisse Beliebigkeit, wirken die verschiedenen Charaktere so doch nicht an eine bestimmte Person gebunden.

Allerdings ist genau das das Problem von "Unschuld". Immerhin bleibt auch der Zuschauer fast die gesamten 90 Minuten außen vor und fühlt sich kaum mit den Protagonisten verbunden. Neben diesem verstärkten Gefühl von Distanz bekommt der durchaus ambitionierte Film durch seine Universalität etwas sehr Oberflächliches, so dass die Sehnsüchte der Charaktere den Zuschauer nur selten erreichen und berühren.

Wertung: 2 von 5 Sternen