Kleines Glück auf einer Matratzen-Insel

„Die Entdeckung der Currywurst“ bietet Barbara Sukowa eine Paraderolle.

Uwe Timms Novelle "Die Entdeckung der Currywurst" ist keine Imbiss-Chronik, sondern eine bewegende Geschichte aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. Einen Comic gibt es bereits, nun kommt eine Verfilmung mit Barbara Sukowa und Alexander Khuon in die Kinos.

Die noch relativ unbekannte Regisseurin Ulla Wagner ("Anna Wunder") hat Teile der Handlung und den Ich-Erzähler des Buches weggelassen, der Film ist etwas fernsehhaft geraten. Sehenswert sind die beiden Hauptdarsteller.

Für Sukowa (58), die in Fassbinder-Filmen wie "Lola" und "Berlin Alexanderplatz" sowie durch Margarethe von Trottas "Bleierne Zeit" bekanntwurde, ist es eine Paraderolle. Sie spielt die Hamburger Küchenhilfe Lena Brücker, eine reife Frau, die sich im Krieg ohne ihren Mann durchschlägt und die Liebe entdeckt, als der junge Seemann Hermann Bremer (Khuon) in ihr Leben tritt.

Bremer versteckt sich als Deserteur in Lenas Wohnung, die beiden verlieben sich ineinander. Weil sie weiß, dass ihr Glück auf ihrer aus Matratzen gebauten Insel begrenzt ist, verschweigt Lena dem Seemann das Ende des Krieges.

Für die Regisseurin war der historische Rahmen nicht zentral - "nicht noch einen Film über die Nazizeit", sagt sie. Deswegen wirken Requisiten und Zeitbezüge etwas sparsam. Einmal sieht man, wie Lena sich in Ermangelung einer Strumpfhose eine Naht auf das nackte Bein zeichnet, ein anderes Mal schmiegt sie sich sehnsüchtig in einen Pelz.

Die Angst im Bombenkeller ist gut eingefangen, die Liebesszenen sind zart inszeniert. Der Film ist langsam erzählt und eignet sich für den Kinogang mit älterer Verwandtschaft, die noch weiß, wie Eichelkaffee schmeckt.

Das Currypulver ist eine Metapher für Leidenschaft. Als Lenas Liebhaber aus ihrem Leben verschwunden ist, entdeckt sie durch Zufall und Experimentierlust, wie gut exotische Gewürze mit Tomatenketchup schmecken. Für Autor Timm, der mit der Buchfassung Wagners einverstanden war, ist die Currywurst keine Spezialität einer bestimmten Region. Er erinnert sich, wie er 1947 mit seinem Onkel an der Elbe eine solche scharfe Wurst gegessen hat. Noch heute verbinde er den Imbiss mit Hamburg, "auch mit diesem Wetter, mit diesem leichten Regenwetter".