Action: Im Zeitalter der Rechtlosen

In „Babylon A.D.“ schlägt sich Vin Diesel als Söldner durch ein Land ohne Zukunft. Doch die Geschichte ist dabei nur Nebensache.

Eigentlich wollte Toorop (Vin Diesel) nur in aller Ruhe sein Kaninchen essen, selbst erlegt, pfannengerecht zerschnetzelt, in Rotwein abgelöscht. Aber der Suchtrupp von Mafia-Boss Gorsky (Gérard Depardieu) gönnt ihm dieses Vergnügen nicht. Der Chef habe einen Auftrag für ihn.

Kein Problem, nimmt Toorop eben einfach die Pfanne mit zur Audienz - nicht ohne vorher noch zwei der Störenfriede mit seiner Pumpgun über den Jordan zu schicken. Von diesen Rummelplatzgaunern lässt er sich schließlich nicht auf der Nase rumtanzen.

Es ist ein namenloser Ostblockstaat, in dem Söldner Toorop sein karges Dasein führt. Auch die Zeit ist nur grob umrissen, irgendwann in der nahen Zukunft. Regisseur Matthieu Kassovitz, den Kinogängern vor allem als drastischer Sozialfilmer ("Hass") oder in der Rolle des verträumten Liebhabers der fabelhaften Amélie bekannt, bemüht für seine Endzeit-Mär "Babylon A.D." klassischen Symbolismus.

Ein scheinbar entrechtetes Zeitalter ist angebrochen, lebenswert wohnen nur noch wohlhabende Kasten, die sich in den Großstädten verschanzt halten, während um sie herum der Mob wütet. New York ist eine dieser fragwürdigen Inseln der Glückseligkeit. Gorsky verspricht Toorop dort Wohnrecht, wenn er eine junge Frau schadlos überführt. Der Söldner, dessen Jobphilosophie es ist, Aufträge nicht zu hinterfragen, nimmt an.

Als er seine Klientin, die schweigsame Aurora (Mélanie Thierry), abholen will, drängt sich ihm allerdings auch deren Betreuerin, die kampfsporterfahrene Ordensschwester Rebecca (Michelle Yeoh) auf. Gemeinsam schlagen sie sich via U-Boot und Schneemobilen bis an die amerikanische Ostküste durch. Dank der zahlreichen Häscher, die sich an ihre Fersen heften, wird Toorop klar, dass es sich bei Aurora um keine gewöhnliche Frau handeln kann.

Selig die Zeiten, in denen Action noch ein Genre war, das unverhohlen dem Selbstzweck diente. Wer heutzutage schlagkräftigen und gleichzeitig einsilbigen Muskelkerlen beim Verkloppen zuschauen will, muss dagegen grundsätzlich eine mystisch bis transzendental durchsetzte Handlung über sich ergehen lassen, die vorgibt, Gewalt und Verrohung auf einer höheren Ebene abzuhandeln.

Umso ärgerlicher, wenn man merkt, dass der ganze prätentiöse Plot nichts weiter als ein verschwurbelter Schmarren ist, der im Endeffekt doch nur eines will: übersteuerte Verfolgungsjagden und choreografierte Martial-Arts-Kämpfe im Großformat zeigen. Zwar hält sich Kassovitz im Vergleich zum Kollegen Bekmambetov und dessen Brutalitätsorgie "Wanted" eher zurück, wenn es ans Eingemachte geht. Mehr als eine Möchtegern-"Matrix" bringt er aber auch nicht zustande.