Ein Anti-Held will ganz nach oben

Bissig, böse und politisch: „Ich habe den englischen König bedient“.

Düsseldorf. Mit "Ich habe den englischen König bedient" des tschechischen Star-Regisseurs Jirí Menzel kommt jetzt unzweifelhaft ein Highlight des diesjährigen Filmsommers in Deutschland in die Kinos. Menzel, der bereits 1966 für sein Debüt "Liebe nach Fahrplan" den Oscar in der Kategorie bester nichtenglischsprachiger Film erhielt, gelang mit der Adaption des Romans seines 1997 verstorbenen Freundes Bohumil Hrabal ein wahres Kino-Kleinod. Die in Rückblenden erzählte Schelmenkomödie entwirft ein facettenreiches Bild nicht nur der tschechischen, sondern der europäischen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts.

Im Zentrum des turbulenten Geschehens steht der kleinwüchsige Prager Jan Díte, in jungen Jahren gespielt von Ivan Barney, im Alter von Oldrich Kaiser. Jan beginnt in den 1930er Jahren in Prag als Aushilfskellner und träumt vom Leben als Millionär. Dem Traum kommt er sehr nah. Doch als er gegenüber den Nazis seine Liebe zur Sudentendeutschen Lisa (Julia Jentsch) verteidigt, platzt zunächst alle Hoffnung. Erst der so genannte Ariernachweis lässt ihn weiter nach oben klettern, diesmal als Chef eines Hauses, das der Züchtung rassereiner Deutscher dient. Dank Lisa, einer üblen Getreuen der Faschisten, kommt sogar Geld ins Haus. Mit dem Ende des Krieges könnte es nun endlich klappen, als Hotelier Erfolg zu haben. Doch der Sozialismus hat keinen Sinn für Luxus. Jan wird wieder einmal schwer auf die Nase fallen.

Jirí Menzel beschreibt den Reiz der Geschichte so: "Hier haben wir die seltene Möglichkeit, lachend über den Wert von Moral, von moralisch einwandfreiem Verhalten nachzudenken." Das tut er in seiner Filmversion des Buches brillant mit bitterbösem, schwarzem Humor. Neben dem kraftvollen politischen Gehalt fasziniert der Film durch seine opulente visuelle Gestaltung. Menzel entwirft die Lebensgeschichte seines Anti-Helden in einem schillernden, vielfarbigen Bilderreigen von bezaubernder Leichtigkeit.

Wertung: nnnnn