Per Videokamera der Spießigkeit entfliehen

„Der Sohn von Rambow“ zelebriert charmant und verspielt die 80er Jahre.

Düsseldorf. England, Anfang der 80er Jahre. Der elfjährige Will (Bill Milner) ist nicht zu beneiden. Für ihn sind Fernsehen, Filme oder Musik tabu, weil seine alleinerziehende Mutter streng gläubiges Mitglied einer reichlich bigotten christlichen Gemeinschaft ist. Eines Tages trifft der Außenseiter auf dem Schulflur den Rabauken Lee (Will Poulter). Allmählich freunden sich die beiden so unterschiedlichen Jungs an und entdecken eine gemeinsame Leidenschaft: das Filmemachen im Stile ihres großen Idols Sylvester Stallone, der 1982 als Dschungelkämpfer "Rambo" bis an die Zähne bewaffnet die Leinwände eroberte.

Die Außenseiter Will und Lee ziehen als Guerilla-Filmer unbeirrt in die Schlacht. Hänfling Will spielt mit Stirnband den muskelbepackten Action-Helden, Großmaul Lee steht als Diktator hinter der Kamera und kommandiert seinen "Star" ohne Rücksicht auf Verluste. Der 1971 geborene britische Regisseur Garth Jennings ("Per Anhalter durch die Galaxis") legt mit "Der Sohn von Rambow" eine charmant-verspielte, autobiografisch grundierte Komödie über zwei Freunde vor, die mit der Videokamera der Enge ihrer spießigen Umgebung entfliehen.

Die Faszination für die 1980er Jahre lugt bei Jennings aus jeder Einstellung hervor. Ganz ähnlich wie Michel Gondry in dem in diesem Frühjahr angelaufenen Videotheken-Abenteuer "Abgedreht" mit Jack Black als Filmfreak gibt sich auch "Der Sohn von Rambow" hemmungslos dem Charme von Karottenjeans, Glitzerhemden und natürlich der Aura von klobigen Videokassetten hin.

Etwas weniger nostalgisches Design, skurrile Nebenfiguren und Dauer-Soundtrack und mehr Konzentration auf die trotz allem anrührende Geschichte einer Freundschaft wären schon nicht schlecht gewesen. Dem entwaffnenden Charme der beiden furios aufspielenden jungen Hauptdarsteller allerdings kann man sich unmöglich entziehen.