Filmfest Rom: Maria Schrader besiegt Robert Redford

Die deutsch-israelische Romanze „Liebesleben“ überzeugt mehr als Politik.

Rom. Trotz großer Namen von Coppola bis Redford kann der Tiber dem Canal Grande in puncto Film nicht das Wasser reichen: Dem Filmfest von Rom fehlt irgendwie dieses ganz besondere Flair, das alljährlich die Filmfestspiele von Venedig umgibt. Das mag teils daran liegen, dass sich auf dem roten Teppich bisher nur wenige der Hollywoodstars präsentiert haben, die in der Ewigen Stadt mit ihren Streifen Premiere feiern. Zudem zielt Rom scheinbar mehr darauf ab, die Menschen wieder für das Kino zu begeistern - Kritiker und Ehrungen rücken in den Hintergrund. Doch wirkt es seltsam, dass der Film "Playing the Victim" des Russen Kirill Serebrennikow, der 2006 den "Goldenen Marc Aurel" als bester Streifen erhielt, bis heute keinen Verleiher in Italien gefunden hat.

In diesem Jahr mangelt es vor allem an einem echten Highlight, das das Publikum in seinen Bann zieht. Viele der bisher präsentierten Werke waren eher eine Enttäuschung, trotz Stars wie Meryl Streep, Keira Knightley und Monica Bellucci bis hin zu Sidney Lumet. "Langatmig", "kompliziert" oder "überflüssig" lauteten die Kommentare vieler italienischer Zeitungen zu einigen der zuvor mit Spannung erwarteten Filme. Da machte auch Robert Redfords Regiewerk "Lions for Lambs" (Von Löwen und Lämmern) keine Ausnahme.

Bei der "Festa del Cinema" ist deshalb eher das europäische Kino in den Vordergrund gerückt, darunter Maria Schraders Regie-Debüt "Liebesleben". Die deutsch-israelische Co-Produktion, die auf dem gleichnamigen Bestseller von Zeruya Shalev beruht, erzählt die Geschichte von Ya’ra (Netta Garti).

Sie ist verheiratet, hat eine schöne Wohnung in Jerusalem und Chancen auf eine Karriere an der Universität. Da trifft sie den um einige Jahre älteren Arie (Rade Serbedzija) und verfällt seiner Anziehungskraft. Obwohl er nur an einer sexuellen Beziehung interessiert zu sein scheint, ist sie bereit, ihr bisheriges Leben für diesen Mann aufzugeben - bis ein Geheimnis ihrer Eltern ans Tageslicht kommt, zu dem Arie der Schlüssel ist. Schrader gelingt ein schöner, anmutiger Film, in dem die politischen Probleme in den Hintergrund rücken und einem lebensfrohen Israel Platz machen.

Robert Redford gelingt es hingegen trotz guter Schauspieler nicht, das Publikum zu überzeugen. Der Politthriller, der im November in Deutschland anläuft, erzählt drei Handlungsstränge vor dem Hintergrund der amerikanischen Antiterror-Kriege: Die Schicksale von zwei ehemaligen Studenten im Afghanistan-Krieg, von ihrem Professor (Robert Redford), einem Bush-freundlichen Senator (Tom Cruise) und einer ehrgeizigen TV-Journalistin (Meryl Streep) verweben sich, bleiben dabei aber oberflächlich.

"Der demokratische Redford erteilt seine Lektion", kommentierten die Medien. In der Tat bleiben die "Lämmer" und die "Löwen" erstaunlich profillos. Die Botschaft des Films wird mehr erzählt als über die Charaktere vermittelt. "Für mich ist der Film meine Art, um Verzeihung zu bitten für das, was unser Land in den letzten sechs Jahren getan hat", hatte Redford erklärt. Leider zu wenig für gutes Kino.