Hollywood starrt auf die Golden Globes
Jetzt ist die Stunde der Spekulationen gekommen: Wem gilt der Preisregen?
Los Angeles. Hollywood zählt die Stunden bis zum Trophäen-Segen am Wochenende. Die Verleihung der Golden Globes am Sonntagabend (Ortszeit) soll Amerikas Traumfabrik wieder ins rechte Licht setzen, das Fiasko von 2008 vergessen machen und von den wirtschaftlichen Sorgen des Landes ablenken. Vor einem Jahr waren die Stars der Preisvergabe aus Solidarität mit den streikenden Drehbuchautoren ferngeblieben.
Umso mehr dreht Hollywood jetzt auf, lässt alles, was Rang und Namen hat, über den Roten Teppich filieren und dann beim Champagner die dreistündige Zeremonie genießen. "Das Staraufgebot in diesem Jahr wird besser und größer sein als je zuvor", hatte Craig Plestis von NBC schon lange zuvor versprochen. Bekannt ist bisher, dass Drew Barrymore, Glenn Close, Sacha Baron Cohen, Cameron Diaz, Chis Rock, Jennifer Lopez, Martin Scorsese und die Jonas Brüder die Goldenen Weltkugeln überreichen werden. Mit ihnen belohnt der Verband der Auslandspresse (Hollywood Foreign Press Association) traditionsgemäß die Kino- und Fernsehfavoriten des Jahres in 25 Kategorien.
Das ehemalige "Titanic"-Paar Kate Winslet und Leonardo DiCaprio will sich gemeinsam dem Blitzlichtgewitter stellen, wie "Access Hollywood" im Vorfeld verriet. Beiden Stars winkt für ihre Rollen als hoffnungslos zerstrittenen Eheleuten in "Zeiten des Aufruhrs" ein Globe. Dass auch das Traumpaar Brad Pitt und Angelina Jolie zur Gala erscheint, steht außer Frage. Pitt ist als Mann, der rückwärts altert, in der Romanze "Der seltsame Fall des Benjamin Button" für einen Preis nominiert, Jolie als verzweifelte Mutter, deren Kind entführt wurde, in dem bedrückenden Drama "Der fremde Sohn".
Deutschland konnte sich bei den Nominierungen für die Golden Globes Anfang Dezember gleich zwei Mal freuen. Uli Edels "Der Baader Meinhof Komplex" über die Bluttaten der Roten Armee Fraktion ist in der Kategorie bester ausländischer Film im Rennen. Sein schärfster Konkurrent ist nach Einschätzung von US-Kritikern der israelische Beitrag "Waltz With Bashir".
Die Verfilmung von Bernhard Schlinks Bestsellerroman "Der Vorleser" kann sogar auf vier Trophäen hoffen, darunter auch für das Drama des Jahres. Im "Vorleser" geht es um die leidenschaftliche heimliche Liebe zwischen dem Schüler Michael Berg, dargestellt von dem deutschen Nachwuchsstar David Kross, und einer weitaus älteren Frau (Kate Winslet).
Schenkt man den Prognosen Glauben, so dürfte Danny Boyles "Slumdog Millionär", die Geschichte eines Waisenjungen aus Bombays Slums, als bestes Filmdrama siegen. Einigkeit herrscht darüber, dass der Australier Heath Ledger postum für seine unvergessliche Darstellung als kaltblütiger Joker in dem Blockbuster des Jahres, "The Dark Knight" geehrt werden dürfte.
In der Kategorie Filmkomödie/Musical hat "Vicky Cristina Barcelona", Woody Allens ebenso witzige wie tiefgründige Geschichte über Liebe und Schicksal, den Medien zufolge besonders gute Chancen. Im Wettrennen um den Globe für die beste Drama-Darstellerin dürften Ann Hathaway als anonyme Alkoholikerin bei der Hochzeit ihrer Schwester in "Rachel Getting Married" mit Kristin Scott Thomas Kopf an Kopf liegen. Letztere liefert in "I’ve Loved You So Long" das brillante Porträt einer jungen Frau, die im Gefängnis über Jahre altert.
Auch bei den männlichen Stars gibt es zwei Favoriten für den Drama-Preis: Sean Penn ("Milk") als Reinkarnation des Politikers Harvey Milk, der sein Bekenntnis zur Homosexualität mit dem Leben bezahlt, und Mickey Rourke ("The Wrestler") mit seiner Top-Darstellung eines alten, gebrochenen Sportlers.