Interview mit Christoph Müller: Der Dichterfürst wird Filmstar
Der Wuppertaler Produzent Christoph Müller hat Goethes Leben verfilmt.
Wuppertal/Berlin. Goethe im Kino - das gab’s noch nie, sagt Christoph Müller (46). Der Berliner Filmproduzent mit Wuppertaler Wurzeln hat zehn Jahre die Idee verfolgt, den berühmtesten deutschen Dichter und Denker (1749-1832) auf die Leinwand zu bringen. Morgen läuft "Goethe" in den Kinos an.
Müller: Der Mann konnte und wusste alles. Er war Dichter, Schriftsteller und Physiker. Er hat die Schlittschuhe erfunden und die Farbenlehre entdeckt. Eben weil er so ein Universalgenie war, gab er für Filmemacher aber eine undramatische Figur ab.
Müller: Ich wollte schon vor zehn Jahren einen Film über Goethe machen, gehe also schon lange schwanger mit dem Thema. Ich habe mich in den Jahren mit zig Regisseuren und Drehbuchautoren an Goethe versucht und wollte zunächst eine Geschichte entwickeln, die nach seinem "Werther" spielt. Dann kam mein Bruder Markus auf die Idee, dass der junge Goethe doch viel spannender sei. Daran haben wir lange herumgeschraubt, aber erst mit Regisseur Phlipp Stölzl haben wir das Drehbuch geknackt. An der Produktion hat sich auch Michael "Bully" Herbig mit eigenem Geld beteiligt.
Müller: Der Film erzählt von der unglücklichen Sommerliebe des 23-jährigen Goethe zu Lotte. Außerdem ist er gerade durch sein Juraexamen gefallen. Wer sich mit dem Dichter in der Schule beschäftigen muss, interessiert sich meist nicht sonderlich für ihn. Das ging mir mit 16Jahren auch so. Aber im Film geht es um eine Lebensphase Goethes, die ich als "Coming of age" beschreiben würde. Also: Was darf ich werden im Leben, wo führt mein Weg hin?
Müller: Goethe war in seinen Anfängen voller beruflicher Selbstzweifel und verarbeitet in "Werther" seinen Liebeskummer. Eine sehr interessante Zeit. Kunst, Liebe und Tod wollen wir auf unterhaltsame Weise gerade einem jugendlichen Publikum nahe bringen. Die Botschaft ist dabei: Egal, in welchen Konventionen man lebt - wenn du an dich glaubst, kannst du es schaffen. Genau wie Goethe!
Müller: Er war der Erste, den wir gecastet haben, und er hat sich gleich als Volltreffer herausgestellt. Fehling hat eine unglaubliche Präsenz, ist ebenso tragisch wie witzig, reißt andere mit. "Goethe" ist der Durchbruch für ihn. Der wird durchstarten, da bin ich sicher. Genau wie Miriam Stein, die die Lotte spielt.
Müller: Das kann man so nicht sagen. Vielmehr hat er als Star in dieser Rolle auch gegen sein eigenes Image anzukämpfen, muss immer wieder seine Glaubwürdigkeit als bekanntester Schauspieler des Films unter Beweis stellen. Das hat er bravourös gemeistert. Er spielt die Rolle als Goethes Gegenspieler sehr intensiv.
Müller (lacht): Im Film gibt es die Szene, wo Goethe und sein Kumpan Jerusalem in einen Teich springen. Wenn solche Szenen gedreht werden, müssen aus Sicherheitsgründen immer Taucher dabei sein. Erst in der letzten Filmversion ist jemandem aufgefallen, dass das Boot mit den beiden Tauchern noch im Bild ist. Wir haben es dann digital herausretuschiert.