Käutner-Preis für Dieter Kosslick: Ein Impresario des Films

Auszeichnung: Die Stadt Düsseldorf ehrt den Filmförderer Dieter Kosslick mit dem Käutner-Preis.

Düsseldorf. Sein erstes Problem war ein Hund. In Düsseldorf und Umgebung gab es keinen Vierbeiner, der am Filmset auf Kommando das Bein heben wollte. Ein Import aus München verlangte für seinen Gastauftritt am Rhein 100 000 Mark. "Da wusste ich, jetzt müssen wir Gas geben", sagt Dieter Kosslick und erinnert an die Zeit, als er 1992 von Hamburg nach Düsseldorf kam. Er übernahm die Leitung der gerade ein Jahr alten Filmstiftung NRW. Für seine Verdienste als Filmförderer bekam der von Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin gestern als "Impresario des deutschen Films" betitelte heutige Direktor der Berlinale den Käutner-Preis der Stadt.

Die launige Laudatio seines Freundes Norbert Schneider von der Landesanstalt für Medien vertreibt die feierliche Betulichkeit aus dem Rathaus. Mit spitzer Zunge erinnert er an den Skandal um den Heine-Preis, auf den der auserkorene Handke im vergangenen Jahr nach peinlicher Debatte verzichtete. "Die Entscheidung der Jury scheint bestandskräftig. Kein Juror ist von Bedenken gepeinigt ins Feuilleton gelaufen."

Bei der Frage nach dem "Dieter hinter dem Dieter" verweist Schneider auf Kosslicks notorisch unterschätzten Frohsinn, im Land der hängenden Mundwinkel eine auffällige Tugend. Er sei "ein Bürokratenverachter, ein Produzentenflüsterer und ein Regisseurversteher". Er erinnert daran, dass der 1948 in Pforzheim geborene Kosslick während seiner Zeit in Hamburg, dort schrieb er die Reden des Bürgermeisters Hans Ulrich Klose, die Leitstelle für die Gleichstellung der Frau führte. Eine Erklärung, warum es in der Düsseldorfer Filmstiftung später 22 Frauen und einen Mann als Mitarbeiter gab, so Schneider. Er zeichnet das Bild des entscheidenden Netzwerkers und Kommunikators in der deutschen Filmbranche. Bemerkenswert sei, dass sogar diejenigen ihn loben, die nicht von ihm gefördert worden seien.

Wie zum Beweis, dass er diese Aufgabe immer noch sehr ernst nimmt, sprudelt Kosslick im anschließenden Gespräch förmlich über. Er schwärmt vom riesigen Wirkungskreis der Berlinale: für das Filmgeschäft, aber ebenso für die Hauptstadt, die Medien und die werbenden Unternehmen. "Das hat einen Umfang von etwa einer halben Milliarde Euro." In der Berlinale sieht er auch eine Verbindung zwischen dem Düsseldorfer Regisseur Käutner und ihm. "Das Politische war ihm wichtig. Ich meine damit zu zeigen, dass der Alltag der meisten Menschen nicht gerade einfach ist." Käutner stehe für ein Selbstbewusstsein des deutschen Films, wie es heute wieder zu spüren sei. Sein 1956 entstandener Film "Der Hauptmann von Köpenick" wurde in 56 Länder verkauft.

Lebensdaten: Geboren 25. März 1908 in Düsseldorf als Sohn eines Kaufmanns, gestorben 20. April 1980, Castellina, Italien.

Ausbildung: Studium in München, 1931-35 Kabarett, 1936-39 Schauspieler und Regisseur.

Filmkarriere: Mit "Kitty und die Weltkonferenz" (1939) begann die Filmkarriere. Es folgten unter anderen "Kleider machen Leute" (1940), "Des Teufels General" (1954), "Die letzte Brücke" (1954) und "Der Hauptmann von Köpenick" (1956).

Käutner-Preis: Seit 1995 verleiht die Stadt Düsseldorf die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung. Unter den Preisträgern sind Wim Wenders, Hannelore Hoger und Hildegard Knef.