Robert Redford: Mehr als nur schöner Schein
Michael Feeney Callan zeichnet das rastlose und engagierte Leben von Robert Redford nach.
Düsseldorf. Robert Redford hätte es sich einfach machen können: Der Hollywood-Schauspieler hätte sich auf seine Attraktivität verlassen, in zahlreichen Filmen den Verführer geben und sich dann wohlhabend zur Ruhe setzen könne.
Redford aber ging einen Weg, der steiniger war, als man angesichts seiner Karriere vermuten könnte. Dies zeigt eine neue Biografie des irischen Autors Michael Feeney Callan.
Callan kam Redford bei der Arbeit an der Biografie sehr nah: Innerhalb von 14 Jahren führte er mehrere Interviews mit dem Schauspieler, traf dessen Familie, las Tagebücher und private Aufzeichnungen. Dennoch schafft er es, kritische Distanz zu halten.
Er zeigt die Widersprüche des Schauspielers auf, beschreibt einen oft anstrengenden, immer rastlosen Menschen, der seine Umwelt mit seinem notorischen Zuspätkommen ärgert.
Redford fällt es von Anfang schwer, Kompromisse einzugehen — in einer Glamourwelt, die alles zu glätten versucht. Er sucht stets das Neue, was aus dem erfolgreichen Schauspieler einen fast noch erfolgreicheren Regisseur macht. Und ihm ist Hollywood nicht genug: Redford engagiert sich — für den jungen Film, für die Politik, für die Umwelt.
Er wird 1936 in Santa Monica (Kalifornien) geboren. In einfachen Verhältnissen aufwachsend, sucht der rebellische Junge früh die Nähe zur Traumfabrik. Sie wird ihm zum großen Ruhm verhelfen. Er wird sich aber immer wieder von ihr zurückziehen.
Als 1955 seine Mutter stirbt, bricht für ihn „eine Welt zusammen“. Er verliert jede Orientierung, reist nach Europa, beginnt ein Studium in Paris. Redford hat „kreatives Potenzial“, weiß aber noch nicht, was er damit anfangen soll. Erst die Hochzeit mit seiner ersten Frau Lola fängt ihn auf. Ende der 50er Jahre beschließt er, Schauspielunterricht zu nehmen.
Von dort aus bleibt es noch ein langer Weg bis an die Spitze: Redford spielt Theater, durchaus mit Achtungserfolgen, aber wirtschaftlich ist die Situation der jungen Familie angespannt. Der große Durchbruch gelingt mit „Butch Cassidy und the Sundance Kid“ (1969) an der Seite von Paul Newman. 1970 ist Redfords Bild auf dem Titel des „Life“-Magazins zu sehen — „Der neue Star Robert Redford“, steht darüber.
Der Kassenschlager ist auch der Film, der Redfords wohl wichtigstem Projekt den Namen gibt: dem Sundance-Filmfestival. Bereits in den 60er Jahren hatte er mit Hilfe erster größerer Gagen nahe der Rocky Mountains ein Bergmassiv gekauft — im Canyon errichtet er 1980 eine Künstlerkolonie für junge Filmemacher und wird damit zum wichtigen Förderer des „Independent Kino“.
Der Rastlose will nicht stehenbleiben, sich nicht auf Erfolgen ausruhen. Er beginnt mit „Die Unbestechlichen“, dem Film über den Watergate-Skandal, selbst Stoffe zu entwickeln. Bei „Eine ganz normale Familie“ (1980) führt er erstmals Regie — was ihm prompt den Oscar einbringt. Eine Ehrung, die ihm als Schauspieler verwehrt blieb.
Callan spart in seinem 700-Seiten-Werk auch die Misserfolge und Rückschläge im Leben des Superstars nicht aus. Zum Ende der Biografie schildert er einen Mann, der mit über 70 im Reinen mit sich scheint.
Und der beim Dreh von „Spy Game“ (2001) amüsiert zuschaut, wie nun der neue Star Brad Pitt das Team auf Trab hält — dem er zehn Jahre zuvor den Karriereweg geebnet hatte.