"Rocky Balboa" : Der Abgesang eines Boxers

Sylvester Stallone lässt "Rocky Balboa" auferstehen. Stilsicher enttarnt er den einst beschworenen American Way of Life.

<strong>Düsseldorf. So ist das mit Helden. Sie ziehen sich ins selbst gewählte Exil zurück, betrachten dort wehmütig Bilder ihres einstigen Ruhmes und vereinsamen. Es sei denn, sie rappeln sich noch mal auf. Sylvester Stallone hatte es offensichtlich satt, immer wieder die Plakate aus der Zeit anzustarren, in der er als Rocky Balboa den amerikanischen Traum und als John Als er verkündete, dass er beide Alter Egos wiederauferstehen lässt, brach schallendes Gelächter in der Branche aus. Aber was hätte er auch machen sollen? Noch einmal versuchen, sich als Komödienheld zu etablieren? So wie 1991 in "Oscar"? Oder vielleicht den in die Jahre gekommenen Vater von kernigen Jungstars verkörpern? Einer wie Sly steht im Vorspann vor dem Titel. Da sich sein Rollenspektrum allerdings in wortkargen Muskelmännern erschöpft, musste er die Wiederbelebung wagen. Und Opfer bringen. Wobei für Balboa das mit Abstand größte Opfer der Verlust seiner Frau Adrian ist. Seit ihrem Tod ist Rocky innerlich tot. Als er bei seinen rituellen Touren durch die Stätten, die er mit Adrian verbindet, auf Marie (Geraldine Hughes) trifft, nimmt er langsam wieder am Leben teil und begeht leise, unbeholfene Annäherungsversuche. Zwar lässt Stallone seinen Rocky nicht wie vor 30 Jahren unter einem Fenster stehen und waidwund ihren Namen brüllen. Aber er darf noch einmal Herzklopfen haben. Einer der größten Verdienste des Filmes ist es dabei, dass er die zarten Bande nur andeutet. Im Vordergrund steht das Comeback.

Die Angst vorm Altern spielt eine zentrale Rolle

Anlass ist der von einem Sportsender computersimulierte Kampf zwischen dem amtierenden Weltmeister und der Legende Balboa. Als er seine gepixelte Version kämpfen sieht, leckt Rocky wieder Blut. Doch bevor das Publikum seinen Namen skandieren kann, muss der aus der Form geratene Körper wieder in Schwung gebracht werden.

Die Angst vorm Altern und der Einsamkeit spielt in Stallones Film eine zentrale Rolle. Der Kampf gegen seinen 30 Jahre jüngeren Herausforderer weckt bei Rocky neuen Lebenswillen. Man ist so alt, wie man sich fühlt, will Stallone damit sagen und vermeidet es, die Küchenweisheit beim Namen zu nennen. Diese unerwartete Stilsicherheit schafft über weite Strecken einen gelungenen Film. Es ist ein Abgesang auf den American Way of Life.