"Tatort"-Kritik „Tatort: Dunkle Zeit“: Ein düsterer Jahresrückblick in Krimi-Form

Der neue Fall von Falke und Grosz ist erdrückend und verunsichernd. Das Drehbuch fängt den Zeitgeist perfekt ein und genau aus diesem Grund ist der Film so gut.

Grosz (Franziska Weisz) und Falke (Wotan Wilke Möhring).

Rechtspopulismus, Verschwörungstheorien, Anschläge, Empörung, Zorn: Der Tatort „Dunkle Zeit“ zeichnet ein düsteres Bild einer ängstlichen Gesellschaft und und gleicht einem dramatisierten Jahresrückblick 2017.

Zum Inhalt: Nina Schramm (Anja Kling), Fraktionsvorsitzende der rechtspopulistischen Partei DNP (Die Neuen Patrioten), wird Ziel von Morddrohungen. Die Kommissare Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) werden zu ihrem persönlichen Schutz abgestellt. Als Schramms Wagen durch eine Explosion zerstört und dabei ihr Ehemann Richard getötet wird, meldet die DNP-nahe Nachrichtenplattform „Stolz und Vorurteil“ den Anschlag eines „linken Mobs“ und werfen der Polizei vor, tatenlos zu zuschauen.

Für die Ermittler ergeben sich Ungereimtheiten in der Kampagne der Rechtspopulisten, zumal im Hintergrund offensichtlich der Staatsschutz mitmischt und es parteiintern zu skrupellosen Machtkämpfen kommt.

Im NDR-Tatort stoßen Ideologien aufeinander, die davon überzeugt sind Hüter der absoluten Wahrheit zu sein. Dazwischen muss die Polizei — unabhängig von den eigenen Sympathien der Kommissare — das spröde demokratische System und das Gewaltmonopol des Staates schützen.

Der Film fängt den nervösen, unsicheren Zeitgeist gut ein. Scheint zunächst noch klar zu sein, wer politisch rechts und wer links ist, wer Anstifter und wer Brandstifter ist, so verschwimmen die Sicherheiten mit jedem neuen Indiz und am Ende fällt es schwer zu urteilen, wer hinter den Anschlägen steckt und vor allem: was damit bezweckt werden soll.

Das Drehbuch von Niki Stein verzichtet auf Schuldzuweisungen. Vielmehr wird hier eine Collage der aktuellen gesellschaftlichen Stimmung gezeigt. Der Zuschauer wird nicht bevormundet, hier werden Niemandem vermeintlich politisch korrekten Meinungen aufgezwungen, auch wenn die Forumsvollschreiber und „Staatsfunk“-skandierenden Verschwörungstheoretiker das sicher anders sehen.

Mit dem Tatort „Dunkle Zeit“ ist den Autoren ein Film gelungen, der verstört und bedrückt, ein schwerer, stellenweise erdrückender und irritierender Tatort, der keine Lösungen aufzeigt, sondern den Zuschauer hilflos zurücklässt und gerade deshalb so gut funktioniert und in unsere „dunkle“ Zeit passt.