Thriller: Eiskaltes Psychogramm mit leisen Tönen

Ben Kingsley lässt eine Reise mit der „Transsiberian“ zur Horror-Fahrt werden.

Düsseldorf. Roy und Jessie, ein amerikanisches Langweiler-Ehepaar, das in China als Entwicklungshelfer gearbeitet hat, entschließt sich vor seiner Abreise in die USA zu einem kleinen Abenteuer. Anstatt den Flieger direkt in die Heimat zu nehmen, steigen sie in die Transsibirische Eisenbahn. Von Peking geht es durch die raue Winterlandschaft nach Moskau.

Sie teilen sich das Abteil mit Carlos, einem lebenslustigen jungen Spanier, und dessen stiller amerikanischer Freundin Abby. Zuerst sieht alles nach ein paar vergnüglichen Tagen in zu engen Abteilen mit jeder Menge Vodka aus, doch dann verschwindet Roy, und die sympathisch wirkenden Mitreisenden entpuppen sich als Drogenhändler. Dann taucht auch noch ein Ermittler der Drogenfahndung auf.

Was wie eine vorhersehbare Geschichte klingt, entwickelt sich in rund zwei Stunden zu einem spannenden Thriller, der mit leisen Tönen arbeitet. Regisseur Anderson ("Der Maschinist") hat sich für "Transsiberian" das perfekte Setting ausgesucht: Die weite schneebedeckte Landschaft im russischen Nirgendwo spiegelt die Langsamkeit des Films exakt wider.

Die Bilder plätschern sanft vor sich hin - ohne auch nur eine Sekunde langweilig zu sein. Immer wieder wird der Zuschauer mit unerwarteten Wendungen überrascht, die Stück für Stück Spannung bis zur Gänsehaut bringen. Dabei lässt die geruhsame Geschwindigkeit den Film zu einer psychologischen Studie seiner Protagonisten werden.

Das gelingt vor allem durch die prominente Schauspielerriege: Woody Harrelson und Emily Mortimer spielen eindrucksvoll das nach außen hin grau wirkende Vorzeigeehepaar, das unterschiedlicher aber kaum sein könnte. Hollywood-Star und Alleskönner Ben Kingsley verleiht dem aufregend subtilen Polizisten mit ausgeklügelten Dialogen Tiefe.

Nur der deutschen Schauspieler Thomas Kretschmann schwächelt. Was aber an seiner Rolle liegt, denn die ist weniger aufs Sprechen (er sagt etwa drei Sätze) als auf eine durchgehend grimmige Mimik ausgelegt.