Thriller "State of Play - Stand der Dinge": Im Kampf für Bürgerrechte
Russell Crowe kommt als Reporter der alten Schule einem Mordkomplott auf die Schliche.
Es beginnt mit einer gnadenlosen Hetzjagd. Der Verfolgte rennt und stolpert durch die dunklen Straßenschluchten von Washington. Ein Entkommen ist unmöglich. Der Killer erschießt den Flüchtenden und einen Zeugen. Wenig später stürzt eine Anwältin vor eine einfahrende U-Bahn.
Der Politthriller "State of Play - Stand der Dinge" hält den Zuschauer von Anfang an in Atem. Ein Reporter will die Morde aufklären und gerät zwischen die Fronten von Politik, Medienmachern und Polizei. Das Filmteam um Regisseur Kevin Macdonald ("The Last King of Scotland") hat die sechsstündige Vorlage - die BBC-Serie "State of Play" - auf 127 Minuten gekürzt. Neben Russell Crowe sind Helen Mirren, Robin Wright Penn, Ben Affleck und Jason Bateman zu sehen.
Politthriller der 70er Jahre, darunter Sydney Pollacks "Die drei Tage des Condor", standen hier Pate. Als ein Relikt aus dieser Zeit erscheint die Hauptfigur: Der Polizeireporter Cal McAffrey (Crowe) trotzt mit Bleistift, Block und Papierbergen auf seinem Schreibtisch dem Internet-Zeitalter. Die junge, technisch versierte Kollegin Della Frye, Bloggerin der Zeitung, wird von ihm nur belächelt.
Ausgangspunkt ihrer gemeinsamen Recherchen ist das Engagement des Kongress-Abgeordneten Stephen Collins (Affleck). Er will die Machenschaften einer Sicherheitsfirma aufklären, deren Angestellte als Söldner im Irak und in Afghanistan Gräueltaten verübt haben sollen. Ursprünglich war Edward Norton für den Part vorgesehen, doch er sagte ebenso wie Brad Pitt (für die Rolle des Journalisten) kurzfristig ab. Nicht auszudenken, was Norton aus der Rolle dieses undurchsichtigen Politikers hätte machen können. Affleck hingegen gönnt der Figur nur eindimensionale Mimik auf Sparflamme.
Zwangsläufig weist der stark geraffte Plot einige Lücken auf. Im Eiltempo orchestriert Macdonald die dramatische Geschichte. Das ist zwar inhaltlich ein Nachteil - zu zielsicher und gewitzt decken die Journalisten die Verbrechen auf. Doch das Manko an Plausibilität wird durch eine unmittelbare, packende Atmosphäre und eine Prise Suspense ausgeglichen. Die Kamera wechselt zwischen Hell und Dunkel, zeigt Aufnahmen von fensterlosen Innenräumen, die im Neonlicht in kaltem Weiß erstarren. Und wenn die Protagonisten einmal im Freien stehen, dann wirken sie zwischen endlosen Betonflächen verloren.
"State of Play" hält sich mit moralischem Fingerzeig zu Bürgerrechten und zur amerikanischen Außenpolitik angenehm zurück. Umso dicker wird dafür beim Thema "Journalismus im 21. Jahrhundert" aufgetragen, der Film ist geradezu ein Pamphlet für das Motto Qualität statt Quote. Die Journalisten handeln stets nach bestem Wissen und Gewissen. Ein paar Flecken auf ihrer blütenreinen Weste hätten es schon sein dürfen.
Wertung: nnnnn