Action: "Terminator - Die Erlösung" - Neues vom Schrottplatz
Brachial-Filmer McG setzt das „Terminator“-Franchise fort und macht aus einer einst verdienten Action-Reihe einen unlogischen Ballerfilm.
Düsseldorf. Ein heißer Anwärter für das "Wort des Jahres 2009" ist, und da verraten wir jetzt kein Geheimnis, das Abwracken. Seit die Bundesregierung diesen Begriff in Zusammenhang mit einer Prämie gebracht hat, die den Wirtschaftsmotor wieder kräftig ankurbeln soll, wird in Deutschland alles, was nach Auslaufmodell klingt, abgewrackt. Aktienunternehmen, Bundesligatrainer, Möchtegernmodels, die SPD als Ganzes und Franz Müntefering im Speziellen - sie alle stehen zum Abwracken bereit.
Der Grund für diese verbale Vereinheitlichung ist einfach: Wer statt "entlassen", "entsorgen" oder "beseitigen" von "abwracken" spricht, outet sich als Mensch, der sich auf der Höhe der Zeit bewegt und aktuelle sprachliche Entwicklungen mit einem ironischen Augenzwinkern zu einem wahnsinnig witzigen Seitenhieb zu verwandeln weiß. "Den Meier haben sie betriebsbedingt abgewrackt" - ein Brüller auf jeder Managersitzung.
Wenn am Donnerstag nun in den deutschen Kinos der vierte Teil einer einst verdienstvollen Actionserie startet, wird man erst recht allenthalben davon hören, dass hier ein Mythos zerstört, neudeutsch: abgewrackt wird. Kunststück, denn gerade im Zusammenhang mit Robotern, also intelligenten Blechlawinen, drängt sich dieser Wortwitz geradezu penetrant auf.
Vielleicht sogar so sehr, dass die inflationäre Verwendung des Begriffes dem Film als solchem gar nicht gerecht wird, weil er nicht so schlecht ist, wie das harte Wort "abwracken" vermuten ließe. Die Anstrengung, sich diesem allzu offensichtlichen Kalauer vornehm zu entziehen, steht allerdings in keinem Verhältnis zur Belanglosigkeit, die "Terminator - Die Erlösung" auszeichnet. Darum dann doch das unvermeidbare Kurzverdikt: Hier wird gefälliger Schrott produziert, und die Abwrackprämie blechen die Zuschauer per Kinobesuch.
Und jetzt ab auf die Schrotthalde: Als solche präsentiert sich die Erde in diesem vierten Teil, der im Jahr 2018 spielt und zum ersten Mal das Szenario präsentiert, das in den drei Vorgängerteilen geweissagt wurde. Die Menschheit ist empfindlich dezimiert. Grund dafür sind Killermaschinen, die Terminatoren, mittels derer das Unternehmen Skynet sich die Weltherrschaft sichern will - und natürlich die Atomexplosion, die den dritten Teil von 2003 düster beendete.
Wer überlebt hat, versteckt sich in den Trümmern und hört die Funksprüche des organisierten Widerstandes ab, dem sich auch John Connor (Christian Bale) angeschlossen hat. Mit einer handverlesenen Guerilla-Einheit trotzt er der Skynet-Vormacht. Als eine Todesliste auftaucht, an deren erster Stelle der Name Kyle Reese steht, setzt Connor alles daran, diesen Teenager zu finden, den er in der Zukunft ins Jahr 1984 schicken wird, um seine Mutter vor dem Ur-Terminator zu beschützen.
Allein an dieser Verschwurbeltheit, mit der an James Camerons Originalfilm angeknüpft wird, kann man das Dilemma Hollywoods ablesen, eine eigentlich gute und erfolgsträchtige Science-Fiction-Idee so lange weiterzuspinnen, bis sie an ihre erzählerischen Grenzen stößt. Der Trostlosigkeit des ersten und der fast schon poetischen Endzeit-Vision des zweiten Teils lässt sich einfach nichts mehr Sinnhaftes abgewinnen, was den Konflikt Mensch gegen Maschine tiefschürfend abhandeln könnte.
Was nicht heißen, soll, dass "Terminator - Die Erlösung" nicht auch Stärken hat. Die leicht verwaschene und unnahbare Optik von Regisseur McG ("O.C. California", "Drei Engel für Charlie") passt erstaunlich gut zur Postapokalypse.
Und auch die Idee, einen geheimnisvollen Neuankömmling (Sam Worthington) den Widerstand aufmischen zu lassen, funktioniert in den Szenen, die zwischenmenschlich motiviert sind, hervorragend. Geht es aber an den Kern der Geschichte, den Kampf gegen das entmenschlichte System, fällt den Autoren nur ein seichter Plottwist ein, gegen den das bewusst banale Gut-Böse-Spielchen bei James Bond wie griechische Tragödie anmutet. Bei jedem drittklassigen Reißer mit Jason Statham ließe sich das verknusen. Für eine Actionreihe, die dem Genre einen bis dahin ungekannten Tiefgang gegeben hat, reicht das aber nicht.