Video-Downloads: Hollywood-Erfolge frei Haus

Akribisch arbeiten Filmindustrie und Internetdienstleister an legalen Plattformen, auf denen sich Internet-User ihr persönliches Film-Programm zusammenstellen.

Video-DownloadsVor knapp einer Woche jubelte Florian Henckel von Donnersmarck: Für sein Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" gewann er einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Einen anderen Preis, so es ihn gäbe, hätte er kurz nach seinem Hollywood-Triumph beim schwedischen BitTorrent-Tracker The Pirate Bay (www.thepiratebay.org) gewonnen: Hier, wo Millionen Menschen hauptsächlich illegal Musik, Spiele und Filme tauschen, wurde sein Werk binnen weniger Stunden rund 1000 Mal heruntergeladen.

Universal, Paramount und die anderen Film-Studios sind daher bemüht, Partner zu finden, die ihre Produkte gewinnbringend online vertreiben. Der Handelsriese Walmart gehört dazu, der Online-Shop Amazon lässt Videos via Tivo (www.tivo.com), einem Anbieter von Online-Videorekordern, vertreiben.

Youtube sicherte sich kürzlich die Lizenz, alte Fernsehserien ausstrahlen zu dürfen und Zudeo bietet Filme in HD-Qualität an - zum Teil kostenlos (siehe Kasten). Sogar der Filesharing-Dienstleister Bittorrent bietet seit Februar Tausende Spielfilme, TV-Serien und Spiele als legale Downloads an - dank einer Übereinkunft mit den ehemaligen Erzfeinden Paramount und 20th Century Fox.

Recht früh erkannte Computerhersteller Apple die Zeichen der Zeit: Musikvideos, TV-Serien wie "Lost", Kurz- und zahlreiche Spielfilme lassen sich über den iTunes-Store (www.itunes.de) herunterladen - für einstellige Euro-Beträge. Alle Filme lassen sich mehrfach auf DVD brennen und beliebig häufig auf Apples iPods übertragen.

Wem das Mini-Sichtfeld der Abspielgeräte zu klein ist, der kann demnächst die heruntergeladenen Filme mit dem "iTV Player" anschauen: Das Gerät leitet die Filme auf ein Ausgabegerät wie den Fernseher. Bislang wurden rund 1,5 Millionen Spielfilme bei iTunes herunter geladen - Tendenz steigend.

Die Qualität legaler Angebote wird besser; doch die Nutzer sind nicht bereit, für alles Geld zu bezahlen: Während Filme wie "The Queen" und "Das Leben der Anderen" legal gekauft werden, etwa bei Cinemanow (www.cinemanow.com) und dem Marktführer iTunes, boomt vor allem der illegale Tausch pornografischer Filme. Das US-Marktforschungsunternehmen NPD Group hat ermittelt, dass 60 Prozent der heruntergeladenen Videodateien Sexfilme sind.

Bislang werden noch 90 Prozent aller Film-Umsätze durch den Verkauf von DVDs erwirtschaftet. Ein Grund ist das Kopierschutzsystem DRM. Bei Cinemanow etwa kann der Nutzer die heruntergeladenen Filme zwar auf DVD brennen - doch das Medium lässt sich nur im PC oder MAC abspielen.

Hollywood muss sich beeilen, denn Hacker haben bereits den Kopierschutz der hoch auflösenden Formate HD-DVD und Blu-ray geknackt, und der Hersteller Slysoft vertreibt das entsprechende Knack-Programm in den USA.

In Deutschland könnte es für die Studios eine einfache und sichere Art des Online-Vertriebs geben: Internetanbieter wie Vodafone, Arcor, 1&1 oder T-Online verkaufen sogenannte "Triple Play"-Pakete, bei denen der Kunde neben einem DSL-Anschluss und einer Telefon-Flatrate Videos herunterladen darf. T-Online etwa hat rund 1400 Filme im Sortiment, 60 davon in HD-Qualität.

Filesharing, also der Tausch von Daten zwischen Internet-Nutzern, war bislang größtenteils illegal, besonders im Zusammenhang mit Musik- und Film-Downloads. Mittlerweile setzt die Filmindustrie diese Methode als kostengünstigen Vertrieb ein. Der Anbieter des kostenlosen Programms Azureus Zudeo vertreibt seit Dezember 2006 Serien der BBC, außerdem werden zahlreiche Spielfilme angeboten, teilweise in hochauflösender Qualität.