Woody Allen: Schreiben kann ich immer
Cannes (dpa) - US-Regisseur Woody Allen hat viele Ängste - nur vor einer Sache fürchtet er sich nicht: keine Ideen mehr zum Schreiben zu haben.
„Interessanterweise ist das die einzige Angst, die ich nicht habe“, erzählte der 75-Jährige („Der Stadtneurotiker“, „Match Point“) der Nachrichtenagentur dpa und anderen Medien am Freitag bei den Filmfestspielen in Cannes, wo seine Komödie „Midnight in Paris“ am Mittwochabend das Festival eröffnet hatte.
„Ich habe Angst vor allem Möglichen und mache mir um alles Sorgen, aber ich hatte nie eine Schreibblockade.“ Man könne ihm zum Beispiel auch sagen: Schreib einen Film, der in Serbien spielt. „Ich würde nach Hause gehen und einen solchen Film schreiben, auch wenn ich noch nie dagewesen bin.“
Woran das liege? Möglicherweise am Beginn seiner Karriere, als er für eine wöchentliche Fernsehsendung schrieb. „Ich war sehr jung, erst 16. Wir mussten für jeden Samstag eine neue Show schreiben. Am Montagmorgen kam man zur Arbeit - und musste schreiben. Sie brauchten das Drehbuch. Du konntest nicht dasitzen und auf deine Muse warten. Du musstest schreiben.“ Das funktioniere noch heute. „Ich kann immer in einem Raum sitzen und mich zum Schreiben zwingen.“
Dabei nutze er weiterhin eine uralte deutsche Schreibmaschine, keinen Computer. „Ich habe einen gelben Block und einen Stift. Und wenn ich fertig bin, tippe ich es ab“, erzählte der Regisseur, während er ein Bonbon lutschte, das er aus seiner Hosentasche gekramt hatte. „Ich habe dieselbe deutsche Schreibmaschine, die ich gekauft habe, als ich 16 Jahre alt war. Sie ist perfekt. Wenn ich sie Ihnen verkaufen würde, würden Sie denken, sie sei brandneu, dass sie gerade erst aus der Fabrik gekommen sei. Alles funktioniert.“
Über eine Sache beschwerte sich Allen dann aber doch: „Zu Hause habe ich eine wundervolle Dusche. Das Wasser kommt heiß und kräftig heraus“, schwärmte er. „Aber immer wenn ich in ein europäisches Hotel gehe, ist die Dusche so lala. Das enttäuscht mich sehr.“ So etwas sei ihm sehr wichtig, wenn er zum Drehen für einige Monate zum Beispiel in Paris oder Rom lebe. „Wenn ich im Sommer in Rom drehe, werde ich Baseball vermissen“, sagte Allen, fügte jedoch hinzu: „Aber ich gewinne natürlich andere Dinge - ich lebe in Rom, das ist ein Genuss.“