Jürgen Vogel begeistert als „Der Mann aus dem Eis“

Wie starb „Ötzi“? 1991 wurde die mumifizierte Leiche des Steinzeitmenschen nach mehr als 5000 Jahren aus dem Eis der Ötztaler Alpen geborgen. Der Spielfilm erzählt seine — erfundene — Geschichte.

Foto: Martin Rattini/Port au Prince Pictures

Dieser Spielfilm gehört Jürgen Vogel. Der Star von Kinohits wie „Das Leben ist eine Baustelle“, „Die Welle“ und „Quellen des Lebens“ begeistert rundum mit seiner Darstellung des „Ötzi“. Unter diesem Namen ist jener Steinzeitmann bekannt geworden, dessen tiefgefrorene Leiche 1991 nach mehr als 5000 Jahren aus dem Eis der Ötztaler Alpen erstaunlich gut erhalten geborgen wurde. Er war offenbar einen gewaltsamen Tod gestorben. Doch wie genau, konnte die Wissenschaft bisher nicht mit letzter Sicherheit klären.

Jürgen Vogel erzählt viel mit den Augen. Seine Blicke ziehen die Aufmerksamkeit auf sich — und die Zuschauer in das Geschehen hinein. Mit Verve verkörpert er den Sammler und Jäger, dessen Familie umgebracht wird. Zudem stehlen die Mörder einen von seiner Sippe kultisch verehrten geschliffenen Stein. Um sich für den Tod der Seinen zu rächen und den Stein zurück zu holen, nimmt der Mann die Verfolgung auf.

Autor und Regisseur Felix Randau („Die Anruferin“) erzählt die frei erfundene Geschichte als Drama um Rache und Vergeltung. Formal und inhaltlich erinnert das an zahllose Wildwest-Epen. Man kann den aufwendigen Spielfilm als unterhaltsamen Historien-Western genießen. Die detailfreudige Rekonstruktion damaligen Lebens stellt zudem eine noch heute aktuelle Menschheitsfrage: Was macht ihn aus, den Sinn des Lebens?

In diesem Zusammenhang ist eine Episode besonders spannend: „Ötzi“ begegnet einem weisen alten Mann (Franco Nero). Dabei wird klar, wie wichtig Aufgeschlossenheit gegenüber Unbekannten im menschlichen Miteinander ist. Ohne jede vordergründige Pose wird hier auf die gegenwärtig so brennende Frage verwiesen, wie Fremdenhass und Intoleranz gebändigt werden können. Szenen wie diese geben dem Film eine überraschende Größe.

Formal fasziniert neben den überwältigenden Landschaftsaufnahmen insbesondere der Umgang mit Sprache. Die Akteure sprechen gelegentlich eine antike Version des Rätischen. Meist aber schweigen sie. Mit Worten wird also nicht erzählt. Die Bilder sind entscheidend. Und die sind beeindruckend. Kameramann Jakub Bejnarowicz („Feuchtgebiete“) zeigt die raue Bergwelt ohne jeden Postkartenkitsch. Dadurch wird geradezu körperlich spürbar, dass Leben für unsere Vorfahren in erster Linie Überlebenskampf bedeutete.

Das und die Präsenz von Jürgen Vogel erzeugen eine starke Spannung, obwohl das Ende der Erzählung von Anfang an klar ist. Das Wesentliche: Man schaut in eine Welt von Vorvorgestern und beginnt, über das Heute nachzudenken.

Wertung: n n n n n