„ArtReview“: Ai Weiwei ist am einflussreichsten
London (dpa) - Der chinesische Künstler Ai Weiwei steht auf einem Ranking der einflussreichsten Menschen im internationalen Kunstbetrieb auf Platz 1. Die Liste, die jedes Jahr vom britischen Magazin „ArtReview“ erstellt wird und als weltweit wichtigstes Ranking der Kunstbranche gilt, wurde am Donnerstag in London veröffentlicht.
„Ai Weiwei ist ein Beispiel dafür, wie Kunst die Grenzen der Galeriemauern überwinden und die wirkliche Welt erreichen kann“, sagte „ArtReview“-Chefredakteur Mark Rappolt der Nachrichtenagentur dpa.
Unter den Top Ten rangieren auch zwei Deutsche: der New Yorker Kunsthändler David Zwirner (Platz 9) und die Direktorin der Kunsthalle Zürich, Beatrix Ruf (Platz 10). Weitere Deutsche auf der Liste sind die Künstler Gerhard Richter (11.) und Rosemarie Trockel (41.) sowie der Kurator Klaus Biesenbach (16.).
Ai Weiwei sieht in seiner Einstufung als einflussreichster Mensch der Kunstwelt eine Anerkennung freiheitlicher Werte. Es sei ein Zeichen, dass die Menschen von der Kunst erwarteten, sich frei zu äußern und eine „wichtige Rolle“ in gesellschaftlichen Reformen zu spielen, sagte er am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Peking.
Sein Erfolg zeige ferner, dass nicht akzeptiert werde, wenn die Rechte der Bürger und die freie Meinungsäußerung missbräuchlich eingeschränkt werden. Die Auszeichnung durch „ArtReview“ sei eigentlich eine Würdigung bestimmter Werte. „Ich denke, die persönliche Macht ist begrenzt“, sagte Ai Weiwei. „Ein Mensch kann seinen Einfluss nur zur Geltung bringen, wenn sein Ausdruck wirksam ist. Die vorgebrachten Werte und seine Vorstellungskraft müssen von anderen geteilt werden.“
Ai Weiwei trägt seine Kunst in die Gesellschaft - er ist ganz wesentlich ein Konzept- und Performance-Künstler. Genau das steht im Westen zurzeit hoch im Kurs. Zusammen mit seinem politischen Engagement ergab sich für die Jury eine unschlagbare Mischung. Die Auszeichnung ist besonders bemerkenswert, da die Spitzenposition des Rankings nur sehr selten von einem Künstler eingenommen wird. Bisher hat das nur der Britart-Star Damien Hirst (2005 und 2008) geschafft. Meist führt ein Kunstmanager.
Platz 2 belegt in diesem Jahr der Schweizer Hans Ulrich Obrist, Direktor der Serpentine Gallery in London (zusammen mit Co-Direktorin Julia Peyton-Jones). Auf den nächsten Plätzen folgen Glenn D. Lowry, Direktor des Museum of Modern Art in New York, der amerikanische Kunsthändler Larry Gagosian sowie Anton Vikdole, Julieta Aranda und Brian Kuan Wood, Gründer des weltgrößten Ausstellungs-Informationsdienstes E-flux.