Ausstellung: Der dritte Mann - Architekt von Haus Waldfrieden
Von der Heydt-Museum erinnert an den „Dritten Mann“.
Wuppertal. "Der dritte Mann", wie das Von der Heydt-Museum seine Ausstellung nennt, bezieht sich nicht auf den britischen Spielfilm von Carol Reed, sondern auf den Architekten und Künstler Franz Krause, der im Umkreis des Wuppertaler Lackfabrikanten Kurt Herberts einige Berühmtheit erlangte. Er schuf nach dem Krieg das Haus Waldfrieden, das Tony Craggs Skulpturenpark seinen Namen gibt.
Die Retrospektive ist aber weniger dem Gebäude gewidmet, als vielmehr der Zeit unter den Nazis. Hier gehörte Herberts zu jenen wenigen, mutigen Unternehmern, die "entartete Künstler" wie Willi Baumeister und Oskar Schlemmer in seiner Lack- und Farbenindustrie einsetzte. Dritter in ihrem Bunde war Franz Krause, der bei der Austellung, die bis zum 25. Juli läuft, erstmals aus der Vergessenheit geholt wird.
Baumeister, Krause und Schlemmer arbeiteten seit Ende der 30er Jahre für Herberts. Berühmt wurden ihre maltechnischen Versuchsreihen und ihre unzähligen Experimente, mit denen sie die informelle Kunst, die als Stilrichtung die Nachkriegsjahre in Europa prägte, vorwegnahmen.
In Herberts "Maltechnikum" probierten sie die verschiedenen Möglichkeiten der Lacke aus. Sie untersuchten Malgeräte, schufen Schablonen, Putztechniken, Stempelverfahren und Sprühtechniken. Sie arbeiteten für Schaufensterdekorationen und malten Wandbilder für das Laboratorium.
Ein Bild von Schlemmer zeigt den "Pinselprüfer", denn auch dies gehörte zu ihrem Job. Von Schlemmer gibt es in Wuppertal kostbare Kunstwerke, vor allem die berühmten Bilder von 1942, kurz vor seinem Tod. Der Blick aus dem Fenster weicht bei diesen dem Blick auf das Fensterkreuz. Die Kleidungsstücke hängen wie leblose Hüllen auf dem Brett. Die Figuren selbst lösen sich in Schatten auf.
Anders war es bei Franz Krause. Er erlebte erst nach dem Krieg seine wichtigste Phase, als Architekt von Kurt Herberts. 1951 übernahm er die sogenannte Vorlehre an der Werkkunstschule in Wuppertal. In dieser Zeit, bis zum Jahr 1956, entstanden Spiele, Raum-Untersuchungen, Collagen und Zeichnungen.
Spielerische Leichtigkeit, aber auch schöpferischer Ernst und brodelnde Experimentierlust, die Krause als der Jüngere in die Arbeit des Trios einbrachte, sprechen aus den durchweg kleinformatigen Arbeiten des fast Vergessenen.
Vor dem Dialog mit den Werken Baumeisters und Schlemmers brauchen sich die abstrakten, mal mit Spachtel, mal mit Pinsel oder Spritzdüse geschaffenen Kreationen nicht zu fürchten.
Krause starb 1979, zehn Jahre vor Kurt Herberts. Abermals zehn Jahre später ging die Lackfabrik Herberts in der amerikanischen Firma DuPont auf. Villa und Park Waldfrieden standen leer. Bis der Künstler Tony Cragg das Anwesen 2005 erwarb und Franz Krauses Gebäude wieder in die Erinnerung zurückrief.