Der „Blaue Reiter“ erstrahlt in neuem Licht
München (dpa) - Der „Blaue Reiter“ ist wieder da. Rund vier Jahre nachdem das Münchner Lenbachhaus für die Renovierung schloss, ist die berühmte Sammlung wieder in ihrem Zuhause zu bewundern.
An diesem Dienstag wird das Museum feierlich eröffnet, einen Tag später ist es auch für das Publikum zugänglich.
Die Sammlung mit Werken von Künstlern wie Wassily Kandinsky, Franz Marc, Paul Klee und Gabriele Münter wird künftig im Tageslicht gezeigt. Elf Räume im zweiten Obergeschoss nimmt die Sammlung ein, deren wohl berühmtestes Werk Franz Marcs Bild „Blaues Pferd I“ ist. „Wir wollen ein ganz neues Bild vom "Blauen Reiter" vermitteln“, sagte Museumsdirektor Helmut Friedel am Montag. Ende 2013 wird er nach 23 Jahren als Direktor in den Ruhestand gehen.
In den vergangenen Jahre reiste der „Blaue Reiter“ um die Welt. Die Werke von Kandinsky, Marc, Klee, Münter und ihren Mitstreitern waren unter anderem in Den Haag, Wien und Japan zu sehen - dort ausgerechnet zur Zeit der Fukushima-Katastrophe.
Nach Museumsangaben zog eine Ausstellung von Kandinsky-Werken aus München allein im Pariser Centre Pompidou 750 000 Besucher an. Für das New Yorker Guggenheim-Museum war die Schau mit etwa 460 000 Besuchern die bislang erfolgreichste überhaupt.
Jetzt aber ist der „Blaue Reiter“ wieder in München - in einem noch schöneren Heim. Die malerische Villa wurde um einen goldenen Kubus erweitert, auf dem in großen Lettern „LENBACHHAUS“ steht. Das große Foyer ist mit der spektakulären Installation „Wirbelwerk“ von Olafur Eliasson geschmückt. Moderne LED-Lampen sorgen im ganzen Museum für möglichst natürliches Licht.
Früher dienten die schmale, geschwungene Treppe vom Garten und das enge Foyer der gelben Villa als Haupteingang. Das Haus des Münchner Malers Franz von Lenbach (1836-1904) wurde Ende des 19. Jahrhunderts im toskanischen Stil erbaut. „Das Haus war nie als Museum gedacht“, sagt Friedel. Und daher konnten die Besucherströme auch kaum noch bewältigt werden. Als das Lenbachhaus Ende der 1920er Jahre zu einem Museum umgewandelt wurde, rechnete man mit wenigen tausend Besuchern pro Jahr. Im Jahr 2008, dem letzten vor der jahrelangen Schließung, waren es nach Angaben Friedels etwa 450 000.
Rund 56 Millionen Euro hat das Museum in die Runderneuerung gesteckt. Künftig erwartet die Besucher auch ein barrierefreies und „demokratisches“ Leit- und Orientierungssystem durch die Ausstellung. Will heißen: Die Besucher sind an keinen Rundgang gebunden, sondern können sich vom Atrium aus direkt zu den Sammlungsteilen begeben, die sie interessieren.
Neben dem „Blauen Reiter“ ist auch der neue Joseph-Beuys-Schwerpunkt ein Highlight des Museums. Mit „vor dem Aufbruch aus dem Lager I“ hat die Stadt mit Hilfe von Spendern für die Galerie im Lenbachhaus ein weiteres Hauptwerk von Beuys (1921-1986) gekauft. Dazu gibt es 17 Beuys-Skulpturen aus dem Besitz des Verlegers und Kunstsammlers Lothar Schirmer. Bereits 1979 wurde die Arbeit „zeige deine Wunde“ (1974/76) erworben.
Zu verdanken hat München den Neubau dem britischen Stararchitekten Norman Foster, der spätestens seit dem Bau der spektakulären Berliner Reichstagskuppel als Spezialist für historische Gebäude gilt. Auch das British Museum in London und das Moskauer Puschkin-Museum wurden nach seinen Plänen überarbeitet. Für den Anbau in München musste ein 1972 errichteter Erweiterungsbau des Lenbachhauses weichen. Im Kubus gibt es nun neben der großzügigen Eingangshalle einen Museumsshop und ein Restaurant.
„Wir sind sehr, sehr froh, das Gebäude nun endlich der Öffentlichkeit zu übergeben“, sagt Ulrich Hamann, ein Mitarbeiter in Fosters Büro. Museumschef Friedel sagt: „Wir haben mit der Architektur nicht nur einen großen Auftritt bekommen, sondern auch Spielräume, um in unserer Sammlung Neues zu entdecken.“