Hommage an Michelangelo und den Körper
Kunst: Das Lehmbruck-Museum Duisburg zeigt Zeichnungen des Bildhauers Fritz Wotruba.
Duisburg. Am Ende schließt sich der Kreis. Wenige Monate vor seinem Tod im August 1975 kehrt der Bildhauer Fritz Wotruba mit dem Zyklus "Hommage à Michelangelo" an seinen Ausgangspunkt zurück. Was er mit Bleistift und Kugelschreiber aufs Papier wirft, hat mit Skulpturentwürfen allerdings nichts zu tun.
Es sind 26 eigenständige Zeichnungen, die dem Italiener Reverenz erweisen. Als Rückkehr firmieren sie, weil der für seine kubisch geschichteten Figuren bekannte Wotruba plötzlich die organisch modellierte Körperrundung wiederbelebt.
Wie immer denkt er zeichnend über die Grundhaltungen der menschlichen Figur, das Liegen, Sitzen und Stehen nach. Erstmals aber staffelt er die Körper hinter-, schichtet sie übereinander. Er dramatisiert die Szenen durch den Gegensatz von konturierender und schraffierender Linie und fügt gelegentlich sogar einen Hammer schwingenden Bildhauer ins Ensemble ein.
Der Zyklus "Hommage à Michelangelo" steht am Ende einer Ausstellung im Wilhelm-Lehmbruck-Museum in Duisburg, die Wotrubas zeichnerisches Werk präsentiert. 100 grafische Blätter werden mit zehn Skulpturen kombiniert. Während die ersten Zeichnungen aus den zwanziger Jahren mit gerundeten Konturen an Rodin oder Maillol denken lassen, werden die Körper später einer Streckung unterworfen.
Es sind dann die Nachkriegsjahrzehnte mit ihrem eingefleischten Pathosverdacht, die Wotruba auf der Höhe seines Ruhmes sehen. Er ist regelmäßiger Gast der Biennale in Venedig, wird zum Professor an der Wiener Kunstakademie. In seinem Werk verschärft sich die Tendenz zum Kubischen. Die Figur tendiert zum Blockhaften. Die Einheit von Körper und Architektur ist schließlich erreicht, wenn in der faszinierenden Federzeichnung "Drei Figuren" von 1959 stelenhaft Quader wie in Bauklotztürmen übereinander geschichtet werden.