Lüpertz-Retrospektive in Paris

Paris (dpa) — Amsterdam, Wien, Madrid - und erstmals auch Paris. Mit rund 140 Werken rollt das Musée d’art moderne de la ville de Paris dem Malerfürsten Markus Lüpertz den roten Teppich aus.

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Denn nicht nur quantitativ hält Paris mit der bislang größten Lüpertz-Retrospektive in Deutschland mit. Die fand 2009 mit 150 Werken in Bonn in der Bundeshalle statt. Das Pariser Museum vereint nun Lüpertz Arbeiten aus dessen gesamter Schaffenszeit. Seine Werke in einem so großzügigen Kontext zu sehen, sei ein glücklicher Moment, meinte der 73-Jährige in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur dpa in Paris. „Das ist wie ein Fest. Und das kann nicht groß und schön genug sein.“

Großzügig ist das richtige Wort: Gezeigt wird eine Übersicht über alle Schaffensphasen ab Anfang der 1960er Jahre bis einschließlich Arbeiten aus 2014. Die Gemälde und Skulpturen haben auf der über 2000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche den Platz bekommen, den sie brauchen. Denn sie sind nicht nur großformatig und monumental, sondern von starker Expressivität. Gleich, ob es sich dabei um seine anfängliche „dithyrambische“ Malerei handelt — farbkräftige Werke voller fantastisch anmutender Formen - oder um seine Arbeiten aus dem Arkadien-Zyklus, wuchtige Bilder mit antiken Helden vor abgeschiedener Landschaft.

In Deutschland ist Lüpertz ein Star, auch wegen seines Habitus: bühnenreife Auftritte, maßgeschneiderte Anzüge, auffällige Fingerringe, Gamaschen und Gehstock mit silbernem Totenkopfknauf. In Frankreich ist er dem großen Publikum weitgehend unbekannt. Damit teilt er dasselbe Schicksal wie sein 2007 verstorbener Malerfreund Jörg Immendorff. Dass ihm das Kunstmuseum der Stadt Paris nun ein solches Fest bereitet, hat Lüpertz dem bekannten Kunsthändler und Sammler Michael Werner zu verdanken.

Der deutsche Galerist begleitet den Künstler schon seit Jahrzehnten. Es ist kein Zufall, dass das Pariser Museum zu den Kunsteinrichtungen Frankreichs mit den meisten Lüpertz-Werken in seinen Sammlungen gehört. Werner hatte dem Museum vor wenigen Jahren eine beachtliche Schenkung gemacht. Denn zu Fabrice Hergott, dessen Leiter, verbindet ihn eine jahrzehntelange Freundschaft.

Ob die Direktheit seiner Kunst, die Motive des Kalten Krieges wie Stahlhelme und Soldatenröcke und seine Vorstellung von Arkadien - ein mythologischer Begriff, der für ein Traumland steht - das französische Publikum ansprechen werden, werden die Besucherzahlen nach der Ausstellung am 19. Juli zeigen. Mit dem lichterfüllten Arkadien des französischen Postimpressionisten Pierre Bonnard jedoch, dem das Pariser Orsay-Museum derzeit eine Ausstellung widmet, haben Lüpertz düstere Bilder antiker Torsi nichts gemein.

Doch für Lüpertz ist Arkadien nur ein Eigenname, ein Anlass, um Geschichten zu erzählen, die Bilder erfordern, wie er erklärte. Auch darin ist Lüpertz ein Meister: Im Querdenken oder „kursiv Denken“ - ebenfalls ein von ihm geprägter Begriff.