Ruhr 2010: See mit Kunst-Eisberg und U-Boot
Künstliche Inseln kreisen um Klimaschutz und Energie.
Essen. Ein täuschend echter Eisberg mit Tierstimmen einer deutschen Polarstation vom Band, ein U-Boot-Rumpf: Mitten auf dem Essener Baldeneysee startet die Kulturhauptstadt heute ihr Groß-Projekt "Ruhr-Atoll": Vier Installationen von bis zu 360Quadratmetern Größe, die um Klimaschutz, Energie und ihre Verschwendung kreisen.
Zugleich ist das Ganze eine touristische Attraktion, die sich bei einer Tretbootfahrt mit der ganzen Familie für zehn Euro von Nahem bestaunen lässt - dem 2010-Konzept folgend, "geerdete" Kunst anzubieten.
Der Künstler Andreas Kaufmann hat ein U-Boot heranschleppen lassen. Aus dem Turm der 18 Meter langen Schiffs-Nachbildung hat er den Kant-Satz "Ich kann, weil ich will, was ich muss" herausgeschweißt. Auf den Leerflächen der Buchstaben finden sich düstere Bilder des Kampfes, von Kriegen, Demonstrationen oder dem 11. September. Wie eine Kathedrale wirkt der Raum im Inneren.
Der Kölner Andreas Kaiser sieht seinen nachgebildeten Eisberg als eine begehbare Installation zum Thema Klimawandel und nutzt Originaldaten aus der deutschen Polarstation sowie Tiergeräusche aus 200 Metern Tiefe unter dem meterdicken Eis der Pole.
Das ukrainischstämmige Künstlerpaar Ilya und Emilia Kabakov zeigt in seinem ironischen "Projekt zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen" ein Unsinns-Wasserwerk: Seewasser wird in Eimern hochgefördert, von Schrott-Maschinen "verarbeitet" und wieder in den See gekippt. Der Japaner Kazuo Katase hat mit seinem Teehaus hingegen Ruhe und innere Kraft im Blick.
Das bisher nicht realisierte Atoll "Marking Time" von Norbert Francis Attard - eine Insel aus 20 000 Äpfeln, die verrotten - lehnen viele Essener ab. Auch der Hauptsponsor von "Ruhr-Atoll", der Energiekonzern RWE, will es wegen der Verschwendung von Lebensmitteln nicht mittragen. Trotzdem soll die "Apfel-Insel" laut Beschluss des künstlerischen Beirats im Sommer kommen. 2010-Sprecher Marc Oliver Hänig sagt: "Das Projekt prangert doch gerade die Verschwendung von Lebensmitteln an."