Alt-J im Kölner E-Werk: Kurzer Ausflug in wunderbare Klangwelten
Verträumt, komplex und irgendwie seltsam schön. So präsentierten sich Alt-J im Kölner E-Werk. Leider war der Ausflug der vier Briten in Klangwelten zwischen Rock, Pop, Elektro und Folk viel zu schnell vorbei.
Köln. Alt-J, das sind vier Jungs aus Großbritannien, die sich während des Studiums kennenlernten. Seit 2007 machen sie gemeinsam Musik — eine Mischung aus Rock, Pop, Elektro und Folk, die in keine Schublade so richtig passen will. 2012 brachten sie ihr Debutalbum „An awesome wave“ heraus und gewannen prompt den prestigeträchtigen Mercury Music Prize. Schnell hagelte es Vorschusslorbeeren. „Die Entdeckung des Jahres“ schrieb mancher Musikjournalist. Andere sahen in Alt-J schon die „nächsten Radiohead“. Es folgten Auftritte auf den großen Festivals und als Vorband für „Two door cinema club“ im Herbst, im Februar eine Kurztour als Headliner durch Hamburg, Köln und Berlin.
Alt-J machen neugierig. So neugierig, dass der Auftritt in Köln wegen der großen Nachfrage vom Gloria noch ins größere E-Werk verlegt wurde. Und was die vier Briten auf die Bühne bringen, gefällt. Der Klang stimmt, ist nah am Album. Wo andere Bands live eine Schippe Extrahärte drauflegen, bleiben Alt-J dem Sound ihres Debuts treu, Lichteffekte und Musik verwandeln das alte E-Werk in eine verträumte Klanglandschaft, auf vielen Gesichtern liegt ein beseeltes Lächeln.
Woran es etwas hapert? Nicht viel, irgendwie fühlt sich alles wohlig warm an. Doch so richtig Stimmung kommt nicht auf. Alt-J laden eher zum Träumen ein als zum Tanz, selbst flottere Stücke wie „Breezeblocks“ oder „Fitzpleasure“ reißen kaum mit. Die Band steht wie angewachsen auf der Bühne, während sie sich durch die größtenteils dem Album nachempfundene Setlist arbeiten.
Die fällt dazu recht knapp aus — angesichts der überschaubaren Menge an Veröffentlichungen kein Wunder. Nach knapp einer Stunde wünscht Sänger Joe Newman dem Publikum schon eine gute Nacht.
Was am Ende bleibt, ist ein gemischtes Gefühl. Irgendwie war es vorbei, bevor es gefühlt hätte enden dürfen. Denn Alt-J machen Lust auf mehr — viel mehr. Den verträumten Sound der Briten hätte man sich gut und gerne noch eine Stunde länger anhören können. Und dann ist da noch dieses Gefühl, dass da möglicherweise das „nächste große Ding“ auf der Bühne gestanden hat. So ganz aus dem Hinterkopf verdrängen lässt es sich nicht. tsn