Barfuß-Siege beim Eurovision Song Contest

Berlin (dpa) - Wer Haut zeigt, macht Schlagzeilen - vor allem, wenn es um Dekolletés weiblicher Schönheiten geht.

Vor dem Finale des Eurovision Song Contest am Samstagabend (21.00 Uhr, ARD) beschäftigt die Beobachter des Spektakels aber auch ein anderes Körperteil, besser gesagt zwei: Die nackten Füße der Dänin Emmelie de Forest. Die 20-Jährige gilt mit ihrem Lied „Only Teardrops“ als haushohe Favoritin des Wettbewerbs. Liegt es am eingängigen Song, der besonderen Stimme - oder doch am fehlenden Schuhwerk?

Wie man barfuß den Grand Prix gewinnt, hat Sandie Shaw mit „Puppet on a String“ schon 1967 vorgemacht. Ihr Auftritt im kurzen Kleidchen, der Großbritannien den Sieg brachte, gilt als eine der Sternstunden des Wettbewerbs. Eine kokette Kameraeinstellung zeigt ihre Fersen in einem riesigen Spiegel. Auf den Spuren von Shaw (heute 66) wandelte 2012 die Schwedin Loreen (29), die sich mit „Euphoria“ ohne Schuhe zum Sieg sang. Lena Meyer-Landrut (21) gewann 2010 zwar in Pumps für Deutschland - bei den MTV Europe Music Awards zeigte sie 2012 aber alles von ihren Füßen.

Keinen ESC-Erfolg mit nackerten Zehen hatten dagegen LaBrassBanda, die Bayern flogen mit ihrem Lied „Nackert“ beim Vorentscheid raus. Wirken die Geheimwaffen der bloßen Füße vielleicht nur bei Frauen? Dann könnte auch Natalie Horler (31) profitieren, die mit Cascada am Samstagabend für Deutschland antritt. Bisher setzte sie zwar meist auf High Heels, wurde während einer Probe aber unbeschuht gesichtet.

Für Musiker könne es ein echter Vorteil sein, mit bloßen Füßen auf der Bühne zu stehen, sagt Barfuß-Experte Burkhard Reinberg. „Viele Künstler sagen, dass sie so ein besseres Körpergefühl haben und ein besseres Gefühl für das, was sie da machen“, erklärt der 47-Jährige. Er beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit Barfüßigkeit und ist Autor des Buchs „Bigfoot - Unten ohne durchs Leben oder warum machen Schuhe blind?“.

Ohne Schuhe könne man auch besser spüren, wie der Bühnenboden vibriert, gibt Reinberg zu bedenken. „Die Personen können einfach von innen heraus mehr geben, als wenn sie mit Schuhen oder sogar High Heels auf der Bühne stehen.“

Über das Tanzen in hohen Hacken klagte kürzlich auch Schlagerstar Helene Fischer - befand jedoch, die Absätze „machen einfach was her“. Tatsächlich verlängern High Heels das Bein optisch, aber kann nicht auch der unbekleidete Fuß erotisch sein?

„Auf jeden Fall“, findet der Berliner Choreograph Stephan Ehrlich. „Der Fuß sieht einfach schöner aus, wenn er nackt ist.“ Zudem sei beim Tanzen das Gefühl für den Boden viel besser. Und nicht zuletzt hätten nackte Füße auch ein gutes Image: Wer unbeschuht tanzt, wirke freiheitsliebend.

Die Liste der Künstler, die auf direkten Bodenkontakt setzen, ist lang: Soulsängerin Joss Stone (26) und ihre Kollegin Sade (54), aber auch Rocker Ozzy Osbourne (64) und die 1977 geborene moldauische Geigerin Patricia Kopatchinskaja. Zu Lebzeiten zeigten sich auch Rio Reiser (1950-1996) und Janis Joplin (1943-1970) am liebsten unbeschuht. Nackte Füße garantieren vielleicht noch keinen ESC-Sieg - aber sie stehen dem Erfolg sicherlich nicht im Weg.