Bayerns Staatsoper zu Gast beim Papst
Rom (dpa) - Die Münchner Philharmoniker waren schon da, das BR-Symphonieorchester auch - und nun auch das Staatsorchester. Lange haben die Musiker auf die Einladung aus Rom warten müssen. Dann half Kardinal Marx - und am Ende war Kent Nagano so ergriffen, dass ihm fast die Worte fehlten.
Eigentlich wartet bei einem Konzert alles auf das Orchester. Das ist anders, wenn der Papst im Publikum sitzt. Den Einzug des Bayerischen Staatsorchesters und der Audi Jugendchorakademie am Samstag im Vatikan bekommen längst nicht alle Zuschauer mit. Denn die Musik spielt ausnahmsweise nicht auf der Bühne, sondern hinten in der Halle, wo jede Minute Papst Benedikt XVI. die Audienzhalle über den roten Teppich betreten soll. Mit einigen Minuten Verspätung tut er das dann auch, Applaus brandet auf und hier und da jubelt jemand.
Erst als er in der Mitte der Halle auf seinem einsamen Thron Platz nimmt, drehen auch die anderen rund 3000 Zuhörer den Blick wieder gen Bühne. Orchester und Chor unter der Leitung von Kent Nagano beginnen mit Anton Bruckners „Te Deum“, gefolgt von der „Symphonie Nr.9“ - Bruckners Loblieder auf Gott.
Das Programm, vom Orchester auch schon beim Gastspiel der Oper in Japan präsentiert, hat Nagano dem Vatikan vorgeschlagen - als eine von drei Alternativen. Der Vatikan entschied sich dann nach Angaben von Opernintendant Nikolaus Bachler für Bruckner - gegen Brahms und auch gegen Beethoven. Letzteren hatte der deutsche Papst schon im Oktober 2007 von einem Münchner Orchester gehört. Damals spielte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Beethovens 9. Symphonie.
Das Bayerische Staatsorchester ist bereits das dritte große Münchner Orchester, das eine Einladung von Benedikt XVI. erhalten hat. Schon 2005 waren als erste die Münchner Philharmoniker mit Christian Thielemann und den Regensburger Domspatzen nach Rom gekommen.
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, habe dem Vatikan das Konzert des Opernorchesters vorgeschlagen, sagt Bachler. Für Kent Nagano und sein Orchester dürfte der Auftritt die Erfüllung eines langgehegten Traums bedeuten. Seit Naganos Orchesterübernahme im Jahr 2006 hätten die Musiker immer wieder gefragt: „Können wir bitte zurück zum Vatikan?“, sagt der Dirigent. Im Jahr 1988 spielte das Orchester dort auch schon für Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. „Das ist ein wichtiger Teil unserer Identifikation“, sagt Nagano, und nach der Aufführung am Samstag fehlen ihm fast die Worte. „Nach dieser Erfahrung ist es schwer, zu sprechen“, sagt er nur - und nennt das Konzert ein spirituelles Erlebnis. „Wir haben alle etwas besonderes gefühlt heute.“
Nach dem Auftritt gibt es vom Papst für Orchester und Jugendchorakademie „ein herzliches "Vergelt's Gott"“ - für „das große Geschenk, das sie uns gemacht haben“. Das könnte die Staatsoper vermutlich ebenso erwidern.