Beastie Boys: Trauer um Adam Yauch
New York (dpa) - Übergroße Jogginghosen, bunte Baseballkappen und weite T-Shirts: Das erste Auftreten der Beastie Boys als Hip-Hop-Band in den 80er Jahren passte ebenso wenig zu den drei dünnen Jungs wie rüpelhafte Sprechgesänge.
Doch was Adam Yauch, Künstlername MCA, Gitarrist Adam Horovitz (Adrock) und Schlagzeuger Michael Diamond (Mike D) von sich gaben, war provokant und pointiert. Yauch hüpfte auf der Bühne herum, unterstrich seine Worte mit ausholenden Handbewegungen und verzog das Gesicht zu breiten Grimassen - der jüdische Milchbube aus Brooklyn war zum Bronx-Rapper geworden. Am Freitag ist Yauch im Alter von nur 47 Jahren gestorben.
Angefangen hatte alles während der High School. Yauch brachte sich selbst das Bass-Spielen bei und gründete für die Party zu seinem 17. Geburtstag eine Band - aus der später die Beastie Boys entstanden. Die Freunde experimentierten mit Klängen und Genres und landeten schließlich beim Hip-Hop, der Domäne der schwarzen New Yorker Musikwelt. Mit ihren deftigen Vokabeln wurden sie zum Eltern-Schreck der reichen Mittelschicht, aber auch zur musikalischen Ausnahmeerscheinung: Plötzlich wurde Hip-Hop auf den Partys der Weißen gespielt, Ghetto sozusagen salonfähig. Die Beastie Boys bereiteten den Weg für Größen wie Vanilla Ice oder Eminem. Auf einmal trugen auch die braven Kids aus den Vororten extraweite Schlabberhosen.
Der Durchbruch der Band kam 1986 mit der Platte „Licensed to Ill“. Das von Rick Rubin produzierte Album wurde zu einem Meilenstein der Musikgeschichte und lieferte die Hymne der Generation X: „(You Gotta) Fight for Your Right (To Party!)“. Das rüpelhafte Feiervideo entwickelte sich auf MTV zum Dauerrenner. Auch die folgenden Alben knüpften an diesen Erfolg an - die Beastie Boys verkauften mehr als 40 Millionen Alben.
Das Bad-Boy-Image aus Videos und Texten von Liedern wie „No Sleep Till Brooklyn“ oder „Sabotage“ schien Yauch nicht ins Privatleben zu übertragen. Stattdessen wanderte der sympathische Musiker zum Buddhismus über und engagierte sich seit Jahren unermüdlich mit „Freedom for Tibet“-Konzerten für die Befreiung Tibets. Außerdem produzierte er unter dem Pseudonym Nathanial Hörnblowér die Videos der Beastie Boys für „So Whatcha Want“ und „Intergalactic“ und gründete ein Filmstudio.
Mit seiner Krebsdiagnose ging Yauch vor drei Jahren recht pragmatisch um. Die Fans informierte er in einem Online-Video vom Tumor in der Ohrspeicheldrüse. „Es ist etwas niederschlagend, aber gut behandelbar. Wir sind bald wieder zurück“, erklärte der Musiker damals. Doch es kam zu keinem gemeinsamen Auftritt mehr. Auch bei der Aufnahme der Beastie Boys in die Rock and Roll Hall of Fame vor wenigen Wochen konnte Yauch nicht persönlich dabei sein, dankte aber mit einem Brief Fans und Bandkollegen für die Treue: „Ich möchte das hier meinen Brüdern Adam und Mike widmen. Sie haben mit mir den Globus erwandert. Und auch für jeden, den unsere Band berührt hat.“
Wie sehr er die Musikwelt berührt hat, zeigt die Gedenkwort-Flut, die seit Yauchs Tod in den Medien ausgebrochen ist. Von Eminem über Justin Timberlake bis zu Madonna - alle trauern um den „Pionier der Kunst“, der seine Frau Dechen sowie Tochter Tenzin Losel hinterlässt. Seine Mutter, Frances Yauch, fasste im Gespräch mit der „New York Times“ zusammen: „Er war ein grandioser Junge und hatte ein kurzes, aber wundervolles Leben. Wir sind wirklich stolz auf ihn.“