Bregenzer Festspiele mit neuer Intendantin
Bregenz (dpa) - Ein bisschen aufgeregt ist sie schon. „Ich bin im positiven Sinne gespannt und neugierig“, sagt Elisabeth Sobotka. Am Mittwoch (22. Juli) starten die Bregenzer Festspiele am Bodensee in ihre neue Saison - die erste unter der Intendanz der 49-Jährigen Österreicherin.
„Nervös bin ich Gott sei Dank nicht, das hat sich noch nicht eingestellt.“ Sobotka, die zuvor Intendantin der Oper in Graz und Operndirektorin der Staatsoper Unter den Linden Berlin war, hat sich beim Spiel auf der Seebühne für Giacomo Puccinis Oper „Turandot“ entschieden.
„Aus meiner Sicht spricht die Komposition selbst für den See“, sagt die Intendantin. „Das ist eine reiche, farbige Partitur mit großen und pompösen, aber auch sehr intimen Stellen. Diesen Reichtum an Unterschied und an verschiedenen Farben, Atmosphären und Stimmungen finde ich für die Seebühne wichtig. Und natürlich auch, dass etwas los ist, dass man etwas zeigen kann.“ Beides scheine bei Turandot ideal - auch in Kombination mit der weltberühmten Arie „Nessun dorma“ (Keiner schlafe). Im Festspielhaus wird in diesem Jahr ab dem 23. Juli zudem „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach gezeigt.
Um Turandot in Szene zu setzen, steht bereits seit einigen Wochen die chinesische Mauer in Kleinformat am Bodensee - 27 Meter hoch, 72 Meter breit und 335 Tonnen schwer. Zudem wurden 205 Soldatenfiguren installiert, die der sagenumwobenen chinesischen Terrakotta-Armee nachempfunden sind. Mit ihren imposanten Bühnenbildern locken die Bregenzer Festspiele traditionell auch Menschen an, die sonst nicht so oft in die Oper gehen. „Dieser niederschwellige und sehr demokratische Zugang auf der Seebühne ist ganz wichtig“, sagt Sobotka. „Die Zuschauer sind neugierig auf diesen besonderen Ort und werden hoffentlich mit dem "Opernvirus" infiziert.“
Gerade große Festivals zielten auf ein breites Publikum ab, sagt der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin. „Das gilt vor allem dann, wenn in näherer Umgebung noch touristische Orte wie beispielsweise Bregenz liegen.“ Das bedeute jedoch nicht, dass man hinsichtlich des Programms große Zugeständnisse machen müsse. „Auch dieses Publikum ist an Auseinandersetzung mit Musik und Literatur interessiert und sucht Abwechslung im Vergleich zu dem, was man sonst im Urlaub treibt.“ Zudem sei das Festival am Bodensee zwar nicht so groß wie etwa Bayreuth oder Salzburg - „aber es hat seine Aufmerksamkeit.“
Sobotka übernimmt die Intendanz von David Pountney, der die Bregenzer Festspiele mehr als zehn Jahre lang künstlerisch leitete. Zuletzt hatte er mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ auf einen bekannten Opernklassiker gesetzt - und seiner Nachfolgerin dank der Besucherrekorde ein dezentes Plus in der Kasse hinterlassen.
Wird auch Sobotka auf bekannte Opernnamen setzen? Schließlich finanziert das Spiel auf der Seebühne auch die restlichen Veranstaltungen der Festspiele? „Ich glaube, man kann gar nie genügend Puffer einspielen“, sagt Sobotka. Die Frage nach dem Wagnis bei unbekannteren Opern sei aber relativ: „Ich dachte, ich setze mit "Turandot" schon auf Nummer sicher. Aber es gab durchaus Stimmen, die sagten: Das ist nicht so bekannt, das trauen Sie sich?“ Dennoch lag auch bei der Puccini-Oper der Ticketvorverkauf auf Rekordkurs.
Unterm Strich gehe es immer darum, Karten zu verkaufen. „Da wird man immer abwägen: Schafft man das? Und es wird immer mal mehr und mal weniger aufwand brauchen“, sagt Sobotka. „Und trotzdem glaube ich, muss man die Bandbreite offen lassen. Sonst landet man am Ende bei drei, vier Stücken.“