NRW-Städte in Songs Üvverall nur kölsche Tön? Von wegen!

Städte in NRW tauchen oft in Liedertexten oder -titeln auf. Wie im echten Leben gilt: Auf die Größe kommt’s an — sonst droht Tote Hose.

Foto: dpa

Düsseldorf. Wir lehnen uns weit aus dem Fenster und behaupten: Niemand haucht das Wort Dusseldorf so sexy ins Mikro wie die englische Sängerin Marianne Faithfull (68). Das „u“ anstelle des „ü“ ist wichtig, die angegraute Ex-Muse von Stones-Sänger Mick Jagger (71) tut sich halt schwer mit Umlauten. „There was a man who owned a store / In nineteen hundred thirty four / In Dusseldorf“, singt Faithfull in „In Germany before the war“.

US-Songwriter Randy Newmann (71) hat das Stück 1977 über den Serienmörder Peter Kürten (1883-1931) geschrieben. Kürten wurde „Vampir von Düsseldorf“ genannt. Am Ende des Liedes ist ein Mädchen tot, das arg morbide Stück mithin nicht so gut fürs Image der Landeshauptstadt.

Suchmaschinen für Liedertexte spucken — je nach Schreibweise (Umlaut!) — rund 300 Treffer zu Düsseldorf aus. Die dänische Sängerin Dorthe Kollo (67) etwa empfiehlt 1968 einem anonymen Playboy, doch besser in Düsseldorf geblieben zu sein. Ruhrgebietsbarde Herbert Grönemeyer (59) fragt in seiner Heimathymne Bochum „Wer wohnt schon in Düsseldorf?“ Antwort: Die Jungs von der Opel-Gang! („Wir sind nur aus Düsseldorf“, in „Modestadt Düsseldorf“, 1983)

Wobei das rheinische Duell, welche Stadt nun die tollere ist, Köln oder Düsseldorf, musikalisch zugunsten der Heimat des FC-Geißbocks ausgeht. Gut 1500 Treffer spuckt Liedsuche.ch aus, tippt man den englischen Namen Kölns ein, sind es 4600. Allerdings finden sich darunter auch Würdigungen des Eau de Cologne. Bei der britischen Band The Beautyful South weiß man nicht so recht, was sie in „The rose of my Cologne“ (2006) besingt — Domstadt oder Duftwässerchen?

Eindeutiger ist die Angelegenheit beim Rapper Eko Fresh. Der geborene Mönchengladbacher, eigentlich Ekrem Bora (31), singt in „Köln Kalk Ehrenmord“ über genau das. US-Folksänger Ben Folds (49) nennt seinen Song über Cologne, die Stadt, einfach „Cologne“ — höchst effektvoll begleitet von einem zweifach eingestreuten „Ohhhhh-aah“.

Wie die Komikerin Carolin Kebekus (35) tickt, ist eh klar: „Ich komme aus der Stadt mit dem Karneval“ singsangt sie in „Mein Köln“. Um es mit den Höhnern zu sagen: „Nä nä, Marie, es dat nit schön, üvverall nur kölsche Tön“.

Wem jetzt die Löcher aus dem Käse fliegen, ist musikalisch mit Gottlieb Wendehals (alias Werner Böhm, 73) in Wuppertal angekommen, einer Stadt, die von der Musikanten nicht gut behandelt wird. In „Das ganz große Glück im Zug nach Osnabrück“ (1997) bringt es das Schlager-Duo Cliff & Rexonah fertig, Muttermal auf Wuppertal zu reimen.

Das kann den Düsseldorfer Soundtüftlern Grandbrothers nicht so schnell passieren: Der gebürtige Wuppertaler Erol Sarp und sein Schweizer Kompagnon Lukas Vogel kommen in „Wuppertal“ ohne Worte und Reime aus. „Wuppertal“ heißt auch ein Stück der französischen Band Indochine (2013) — eine Würdigung der Ausnahmetänzerin Pina Bausch (1940-2009). Die Kölner Band Erdmöbel hat hingegen Remscheid ein fragwürdiges Denkmal gesetzt. Im gleichnamigen Song (2013) wird eine „Raststätte Remscheid“ erwähnt.

Solingen ergeht es in dieser Hinsicht auch nicht viel besser. Die Münsteraner Synthie-Popper Alphaville („Big in Japan“) haben im Jahr 2003 „Scum of the earth“ (Abschaum der Erde) veröffentlicht, in dem Sänger Marian Gold (61) die Mord- und Brandanschläge auf Einwanderer geißelt.

Solingen führt in seinem Text die Serie der Tatorte (Brandanschlag im Jahr 1993) an — gefolgt von Hoyerswerda und Rostock. Vorzeige-Liedermacher Reinhard Mey (72) bekennt in „Aber zu Hause kann ich nur in Berlin sein“ (1986) immerhin einen „Nagelknipser aus Solingen“ zu besitzen. Vermutlich rostfrei.

Höchstwahrscheinlich dem Reimzwang geschuldet ist die Existenz von „Krefeld am Rhein“ in „Geht was“ der Hamburger Hip-Hop-Truppe Absolute Beginner um Sänger Jan Delay (39). Dem Wort „hinein“ fehlte wohl ein Gegenstück (Rhein). Der Berliner Sänger Felix Meyer (39) besingt hingegen in „Schnee fällt auf Krefeld“ ein meteorologisches Ausnahmeereignis.