Mannheims berühmteste Söhne feiern Bandjubiläum
Mannheim (dpa) — „Unglaublich, dass wir hier am Schloss stehen und die halbe Stadt zuhört“, ruft Xavier Naidoo in die riesige Zuschauermenge. Zehntausende Hände recken sich in den Abendhimmel.
Vor mehr als 13 000 Besuchern und vielen Zaungästen feierte die Band Söhne Mannheims am Freitag den ersten Teil ihres Jubiläumskonzerts auf dem Platz vor dem Barockschloss. Zahlreiche Hits der vielköpfigen Band sowie besondere Mannheimer Überraschungsgäste wie der Schauspieler Uwe Ochsenknecht begeisterten die Zuschauer.
Eine expressive Lightshow ergänzte das Konzert, das minutengenau um 20 Uhr startete. Viele Zuschauer waren aus der Umgebung angereist, wie Stefan und Mandy (46 und 43), die aus Bürstadt kommen. Sie haben die Söhne „schon vor 15 Jahren in Berlin gesehen“ und finden die Band „sensationell“. Auch Marlen und Kevin (23 und 21) freuen sich über die Musik und Show, sie loben die „Lockerheit“ der Gruppe.
Die Söhne Mannheims feiern am Wochenende ihr 20-jähriges Gründungsjubiläum mit zwei ausverkauften Open-Air-Konzerten. Vor 20 Jahren probten sie noch in einem kleinen Partykeller, längst füllen sie Stadien und Plätze mit Zuschauern.
Mehr als drei Millionen Tonträger haben die Söhne bislang verkauft, mehrere Nummer-Eins-Hits geschrieben und Auszeichnungen wie den Echo erhalten. Als sich die acht Gründungsmitglieder 1995 erstmals zum Proben trafen, waren die Anfänge bescheiden. Die Söhne Mannheims traten zunächst im kleinen Rahmen, etwa auf Mannheimer Stadtfesten, auf.
Erst fünf Jahre nach der Gründung gelang der bundesweite Durchbruch mit dem Debütalbum „Zion“. Die Single „Geh davon aus“ wurde zum ersten Hit der Söhne. Bis zum Nachfolger „Noiz“ dauerte es vier Jahre, und wieder stürmten Single-Auskopplungen wie „Und wenn ein Lied“ und „Vielleicht“ die Hitparaden. 2008 folgte mit „Das hat die Welt noch nicht gesehen“ der nächste große Hit.
Der künstlerische Direktor der Mannheimer Popakademie, Udo Dahmen, hält die Söhne Mannheims für Vorreiter einer Strömung, die zunehmend die Musikszene im Land beherrscht: Es ist der Trend zur deutschsprachigen Popmusik. Das starke Interesse an deutscher Sprache in der Musik sei unter anderem den Söhnen Mannheims zu verdanken. Sie seien schon früh mit deutschsprachiger Musik erfolgreich gewesen und hätten die Hörer für deutsche Texte sensibilisiert und begeistert.
Seit ihrer Gründung 1995 hat sich die Band immer wieder neu zusammengewürfelt. Momentan bilden 15 Männer die Söhne Mannheims. Die Altersspanne ist enorm: Sänger Dominic Sanz ist mit 23 Jahren derzeit das Nesthäkchen, Gitarrist Michael Koschorrek, bekannt als Kosho, mit 53 der Älteste. Durch die ständigen Wechsel in ihrer Besetzung hätten die Söhne immer wieder frische Einflüsse bekommen, sagt Dahmen. Sie hätten sich erneuert, ohne dabei ihre musikalischen Wurzeln aufzugeben. Es sei ihr Verdienst, dass die Popakademie nach Mannheim gekommen sei - und ohne ihr Wirken hätte die Quadratestadt vermutlich nicht den Titel „Unesco City of Music“ bekommen.
In den vergangenen Jahren ist es etwas ruhiger geworden um die Söhne, nachdem Frontmann Naidoo und der künstlerische Leiter Michael Herberger 2012 eine Pause eingelegt haben. Jetzt sind beide wieder zurück: Bei den Konzerten am Freitag und Samstag in Mannheim sind sie mit von der Partie. Jeder Sohn Mannheims ist mit dabei, auch Ehemalige wie die Sänger Claus Eisenmann und Rolf Stahlhofen.
Die zündende Idee für den Namen der Band hatte übrigens Xavier Naidoo. Sie alle seien Söhne Mannheims, also könne man die Band auch so nennen, meinte er damals. Im November wollen die Söhne zeigen, dass sie es immer noch drauf haben: Dann tourt die Combo einschließlich Naidoo und Herberger durch sechs deutsche Großstädte sowie nach Wien. In dieser Besetzung ein Ausnahmefall, wie die Sprecherin der Band betont.