Bruce Springsteen: Kraft, Bombast und Zartes
Am Dienstag erscheint „Magic“, das neue Album von Springsteen und seiner E-Street-Band. Dass er sich seit dem letzten E-Street-Album ausgeruht habe, kann man wohl kaum sagen.
<strong>Düsseldorf. Düstere Ahnungen aus der amerikanischen Alltagswelt. Aber auch das: Diese eine Liebe, für die es sich einzusetzen, zu arbeiten lohnt. Die Protagonisten heißen Frankie, Theresa, Ray oder Bill. Sind Kellnerinnen, Barbiere oder Soldaten im Krieg - Menschen von nebenan. Wuchtig, wortgewaltig und einfach wunderbar setzt Bruce Springsteen sie in Szene. "Magic" heißt das heute erscheinende Album, das der Boss mit seiner E-Street-Band eingespielt hat - das erste Album dieser unschlagbaren Kombination seit dem Grammy-gekrönten Werk "The Rising" aus 2002 - mit Kraft und Bombast, mit Hingabe und Zartheit. Dass er sich seit dem letzten E-Street-Album ausgeruht habe, kann man wohl kaum sagen. Rast- und ruhelos tourte und produzierte er. Der "Rising"-Tour schloss sich die "Vote for Change"-Kampagne an - Rock-Konzerte gegen eine Wiederwahl George W. Bushs. Dann das karge Solo-Werk "Devils and Dust" mit anschließender Welttournee, zuletzt das Folk-Projekt "The Seeger-Sessions", dessen Konzerte mit ihrer Ausgelassenheit und überbordender Fröhlichkeit mitrissen. Und jetzt "Magic" (Columbia/SonyBMG); zwölf neue Songs, die berühren, sich für immer anschmiegen. Beinah brachial, mit der Kraft von drei E-Gitarren - Nils Lofgren und Little Steven -, lässt Produzent Brendan O’Brian die Band mit der Single "Radio Nowhere" loslegen. Ein Weckruf. "Is there anybody alive out there?" Kompakt. Dicht. Sehr rau, dieser Einstieg. Dann lässt es Springsteen gemütlicher werden. "Livin’ in the future" wippt, und "Big Man" Clarence Clemons marschiert mit seinem Saxophon dazu, Danny Federici drückt die Orgel-Tasten - Erinnerungen an den Klassiker "Tenth Avenue Freeze out" sind unausweichlich. "So was ist noch nicht passiert", versichert der Boss - wer will daran zweifeln. Und der nostalgische Ritt geht mit "Your worst Enemy" weiter - Glöckchen-Tupfer zu Verlust-Ängsten; ein typisches Springsteen-Thema, das musikalisch im Stil der späten 70er Jahre arrangiert wird.
Einsame Mundharmonika, akustische Gitarre - Springsteen besingt "Sister Mary". Dann braust wie eine Motorrad-Armada auf dem Highway die E-Street-Band heran - letzte Ausfahrt für den "Gypsy Biker". Ein Favorit in Fan-Foren bereits: "Girls in their Summer Clothes". Springsteen als Beobachter, schwelgerischer Rock, weit ausholend die Musik, in der Roy Bittan sein Keyboard in bester "Bobby Jean"-Manier ping-pong spielen lässt.
Konzerte: Live sind Springsteen und seine E-Street-Band Garanten für lange und kurzweilige Auftritte. Am 13. Dezember wird das neue Album in der Kölnarena vorgestellt. Dafür gibt es aber zurzeit noch keine Karten.
Die Band: Zum Stammpersonal der E-Street-Band zählen unter anderem. Clarence Clemons (Sax), Nils Lofgren, Steve van Zandt (beide Git.), Roy Bittan (Key.), Danny Federici (Org.), Max Weinberg (Schlagz.), Gary Talent (Bass) und Springsteen-Gattin Patti Scialfa (Git.). Zudem geht diesmal auch Soozie Tyrell mit ihrem in der Szene selteneren Instrument Geige mit auf Tour. Weitere Neuigkeiten: