Carla Bruni bei der Echo-Verleihung
Berlin (dpa) - Vielleicht doch eine verschlüsselte Botschaft? Wenn an diesem Donnerstag Frankreichs frühere First Lady Carla Bruni bei der Echo-Show in Berlin auftritt, schmachtet daheim vielleicht ihr Mann Nicolas Sarkozy vor dem Fernseher.
Zwischen den Toten Hosen und den Kastelruther Spatzen soll Bruni beim deutschen Musikpreis Echo französisches Flair verbreiten - und zwar mit ihrem Chanson „Mon Raymond“, hinter dem in Paris mancher eine Liebeserklärung an den Ex-Präsidenten vermutet.
Die Gala in den Berliner Messehallen moderiert die Schlagersängerin Helene Fischer. Die ARD überträgt live ab 20.15 Uhr.
Der Preis wird in 27 Kategorien - von Mundartrock über Schlager bis Metal - an die erfolgreichsten Musiker des Vorjahres verliehen. Neben Ex-Model Bruni werden unter anderem der Geiger David Garrett, die britische R&B-Sängerin Emeli Sandé („Next to Me“) und die Berliner Gruppe Silly auf der Bühne stehen.
Im vergangenen Jahr hatte die Gala-Übertragung maue Quoten: Rund 2,6 Millionen Menschen sahen die TV-Show, eine Million weniger als im Jahr davor. In diesem Jahr will der Echo mit großen Namen punkten.
Bei der Leistungsschau der deutschen Musikindustrie sollen gleichsam alte Hasen und Newcomer ausgezeichnet werden. Ob die Rock-Veteranen von den Toten Hosen, die mit sieben Nominierungen um die Statuetten ins Rennen gehen, der Stuttgarter Rapper Cro oder die Flensburger Band Santiano mit ihrer Mischung aus Volkslied und Schlager: Musik aus Deutschland ist längst aus der Nische getreten, wie der Vorsitzende des Bundesverbands Musikindustrie, Dieter Gorny, der Nachrichtenagentur dpa vor der Verleihung sagte. Im letzten Jahr lag der Anteil nationaler Produktionen in den Charts bei 58 Prozent.
Die Branche sei dabei, die Herausforderung der digitalen Welt zu meistern, sagte Gorny im dpa-Gespräch. „Legale Downloads sind im Markt angekommen. Musik ist heute auf rund 70 Plattformen im Netz legal verfügbar, der Fan kann aus über 20 Millionen Titeln frei wählen.“ Der Vorwurf, die Musikindustrie habe das Internet verschlafen, sei überkommen.
Zu den Nominierten gehören Robbie Williams, die britischen Rocker von Gossip, die amerikanische Sängerin und Songschreiberin P!nk, die britischen Folkrocker Mumford & Sons sowie Peter Maffay, Nena, Heino und Helene Fischer.
Erstmals verleiht die Deutsche Phono-Akademie einen internationalen Preis für eine Lebensleistung - und zur Premiere geht die Auszeichnung an die legendäre britische Rockband Led Zeppelin. Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones wollen die Ehrung persönlich abholen.
Ansonsten dürfte es auf dem roten Teppich vor den Messehallen viel Auftrieb geben. US-Star Lana Del Rey und die britische Sängerin Katie Melua haben sich angekündigt, der kanadische Jazz-Crooner Michael Bublé und die amerikanische Metalband Linkin Park.
Auch mit Promis aus Deutschland geizt der Echo nicht. Der Liedermacher Reinhard Mey, der Jazzer Roger Cicero, der Rapper Samy Deluxe, die Rockgruppe Beatsteaks oder Sängerin Annett Louisan wollen sich die Ehre geben.
Bei soviel Blitzlicht ist der Streit um Frei.Wild in den Hintergrund geraten. Nach der Boykottdrohung der ebenfalls nominierten Chemnitzer Deutschrocker von Kraftklub und der Berliner Elektropop-Band MIA., die den Südtirolern Nähe zu rechtem Gedankengut vorgeworfen hatten, nahm die Phono-Akademie Frei.Wild von der Nominierungsliste. Gorny verteidigt den Ausschluss, doch hat er eine Debatte über die Freiheit der Kunst angeregt angesichts immer wiederkehrender „Empörungswellen“.