Clubs und GEMA streiten über „Diskothekensterben“

Berlin (dpa) - GEMA und Clubbetreiber streiten über die neuen Tarife für die Musiknutzung. Sind die Pläne fair oder existenzbedrohend? Die Berliner Clubszene geht auf die Straße.

Die GEMA findet ihre neuen Tarife zur Musiknutzung fair - aber die Clubs schlagen Alarm. Von einem „Diskothekensterben“ und Mehrkosten von 600 bis 1200 Prozent ist die Rede. Die Musikrechte-Verwertungsgesellschaft wollte am Montag in Berlin dagegen einiges klarstellen: Die GEMA plant demnach ab 2013 einheitliche Gebühren. Statt elf soll es nur noch zwei Tarife geben: einen Mindestsatz für Veranstaltungen mit 2 Euro Eintritt oder weniger und eine Gebühr von einheitlich zehn Prozent der Eintrittsgelder für alle anderen.

Das sei ein angemessener Satz für die Urheber, sagte GEMA-Bezirksdirektor Lorenz Schmid bei einer Pressekonferenz. Etliche kleine und mittlere Veranstalter würden von der Reform entlastet, größere mit mehr Fläche und höherem Eintritt hingegen mehr belastet, so die GEMA. Von einer Million Einzelveranstaltungen zahlten 60 Prozent künftig weniger. Die 500 000 regelmäßigen Veranstaltungen würden hingegen verstärkt zur Kasse gebeten.

Als ein Rechenbeispiel nannte die GEMA ein Sommerfest: Das entrichtet mit 300 Quadratmetern Fläche und 3 Euro Eintritt demnach künftig 90 statt 192,80 Euro Gebühren. Eine große Ball-Gala zahlt eine deutlich höhere Summe als früher.

Laut GEMA läuft derzeit ein Schiedsstellenverfahren zur Prüfung der Tarife beim Deutschen Patent- und Markenamt. Zu Klagen der Clubs über drastische Mehrkosten sagte Schmid: „Ich sehe es so, dass sie bislang viel zu wenig gezahlt haben.“ Auch im europäischen Vergleich sei es für die hiesigen Clubs deutlich günstiger als im Ausland. Und wer lizenzfreie Musik spiele, müsse keine Gebühr zahlen. Als Nachweis sei eine Set-List der Titel einzureichen, die der DJ spielte. Für Konzerte ändere sich nichts.

Die Clubbetreiber demonstrierten am Abend im Stadtteil Prenzlauer Berg gegen die Pläne. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich mehrere tausend Menschen an der Aktion, darunter auch einige Szenegrößen wie DJ Dr. Motte, der Erfinder der Love-Parade. Die Polizei ging von deutlich weniger Teilnehmern aus.

„Es ist eine Milchmädchenrechnung, die die GEMA da aufmacht“, sagte Lutz Leichsenring von der Clubcommission der Nachrichtenagentur dpa. Als Folgen der Reform sieht der Dachverband eine existenzielle Bedrohung der Clubszene - massiv erhöhte Eintrittsgelder, eine Kommerzialisierung, weniger Gäste und auch Einbußen für den Tourismus. „Wir fürchten, dass das Geld bei den Dieter Bohlens dieser Welt und nicht bei den kleinen Akteuren ankommt“, so Leichsenring. Und eine Set-List, wie von der GEMA vorgeschlagen, sei technisch gesehen „vorletztes Jahrhundert“.