Country-Feuerwerk in Berlin
Berlin (dpa) — Die deutschen, europäischen und amerikanischen Stars der Country Music haben in Berlin ein Feuerwerk ihres Könnens abgebrannt.
Das Internationale Country Music Meeting am Wochenende im Fontane-Haus lockte Tausende Besucher an, die alte und junge Musiker-Garde hatte dazu die Instrumente bestens gestimmt. Dabei drängelten sich diesmal vor allem die jungen Stars in den Vordergrund, um ihren Platz neben den alten Haudegen zu ersingen.
Allen voran stand die 17-jährige Niederländerin Laura van den Elzen. Sie hat es im Vorjahr mit ihrem Country Rock-Stil bis ins Finale des europäischen „Country Music Euro Master“ geschafft. Mit dem Klassiker „Jolene“ brachte sie ein wenig Dolly Parton auf die Bühne, dann ein wenig Tina Turner, um anschließend mit „Glass“ auch Thompson Square zu präsentieren. Doch dessen nicht genug, auch mit eigenen Songs wie etwa „Shine“ zog die junge Niederländerin das Publikum in den Bann. Auch wenn alles hochprofessionell wirkt, sorgt ihr Vater und Manager Pedro dafür, dass das Talent nicht verheizt wird. „Sie ist noch jung, sie hat noch viel vor.“
Die Gruppe Taneytown und auch die Music Road Pilots wiederum festigen eine gewisse niederländische Dominanz beim Meeting. Ein Hauch von Charlie Daniels bei den Pilots, ebenso wie „Folsom Prison Blues“ von Johnny Cash bei Taneytown unterstreichen, dass die Legenden der Country Music einfach allgegenwärtig sind. Und Johnny Cash steht einfach über allem, wie schon die Namen einiger Bands zeigen: 4Cash, Mark Stuart — The Voice of Bastard Sons of Johnny Cash oder Kevin Cash and the Cattlemens (mit bewusstem Schreibfehler). „In unserem Repertoire steckt zu 95 Prozent Johnny Cash“, sagt der 21-jährige Jungstar Kevin Cash stolz.
Auf dem Weg nach ganz oben auf dem Country-Olymp ist die 16-jährige Jenny Bright aus dem Schwarzwald. Mit einer gewaltigen Stimme füllte die Schülerin den letzten Winkel des Saals, der Solo-Auftritt erinnerte ein wenig an Taylor Swift in der Zeit, als diese noch die Country-Szene belebte. „Because Of You I Believe In Fairy Tales“, ihr erster Song, den sie schon mit zwölf geschrieben hatte, und „I Can’t Understand“, mit 13 komponiert, zeigen, welch gewaltiges Potenzial in der Schülerin steckt. Allerdings bleibt sie realistisch. „Nächstes Ziel ist das Abitur, Schule hat Vorrang“, weicht sie dezidiert irgendwelchen Träumen aus. „Die Musik ist einfach Leidenschaft.“
Leidenschaft zeigt auch Jeffrey Backus. „Beer and other Influences“ ist zwar eine CD, auf der Backus andere Stars covert, doch er kann auch anders. „To make you feel my love“, eine unter die Haut gehende Liebesballade, ist nur eine von vielen Eigenkompositionen des in Landshut lebenden Deutsch-Amerikaners. „Should I try to find a girl or get a dog“ wiederum erzählt vom Dilemma eines Mannes nach einer zerbrochenen Liebe.
Völlig neue Perspektiven öffnen sich mit dem spontanen Duett von Jeffrey Backus und Ann Doka. Ihre Präsentation von „The Call“ von Garth Brooks und Trisha Yearwood lässt hoffen, dass diese neue Formation öfter auftritt. „Ich setze große Hoffnungen in Ann für die Zukunft der Country Music“, äußert sich Backus bescheiden über seine Kollegin, die beim Meeting in Berlin erstmals die in Nashville produzierte CD „Could’ve been mine“ vorstellt. Auch sie findet das erste musikalische Zusammentreffen mit Jeffrey Backus „einfach toll“. Die Country-Szene erhofft sich da noch viel mehr. Vielleicht schon beim Meeting 2016?