Die Broilers füllen die Hallen

Düsseldorf (dpa) - Platz drei in den deutschen Album-Charts für eine Punkrockband aus Düsseldorf - das hat die Musikszene hellhörig werden lassen. Zumal es sich nicht um die üblichen Verdächtigen, die Toten Hosen, handelt.

Sie heißen Broilers, benannt nach dem DDR-Begriff für Brathähnchen.

Für ihre anstehende Tour, die an diesem Donnerstag in Solothurn in der Schweiz beginnt, mussten wegen ausverkaufter Hallen bereits Zusatzkonzerte arrangiert werden. Die Tournee durch die Schweiz, Österreich und Deutschland dauert bis April.

Es ist noch nicht lange her, da hat Sänger Sammy Amara (32) als Grafikdesigner für die Toten Hosen T-Shirts entworfen. Als er mit seiner eigenen Band immer mehr Erfolg hatte und im vergangenen Jahr auf den großen Open-air-Festivals spielte, blieb das dem Management der Hosen-Firma JKP nicht verborgen. Seit einem knappen Jahr segeln die Broilers als Auserwählte unter der Flagge von JKP.

„Da schließt sich der Kreis. Schließlich war das Hosen-Album "Learning English" 1991 der Auslöser für uns, eine Punkrock-Band zu gründen“, sagt der Sänger, ein Düsseldorfer mit persischen Wurzeln. Damals traten sie unter dem Namen Die Jünger auf.

Während die Hosen im kommenden Jahr 30 Jahre Band-Jubiläum gebührend feiern, stellt sich die Frage, ob Campino und Co. mit den Broilers ihre Nachfolger unter Vertrag genommen haben? Doch Amara winkt ab: „Die Hosen sind unanständig fit für ihr Alter. Mit etwas Pech werden die uns überleben.“ Im Gegensatz zu den Toten Hosen sind beim Broilers-Sound Ska- und Rockabilly-Elemente allgegenwärtig und unüberhörbar. „Das letzte Hosen-Album ist härter als unseres.“

Newcomer sind die Broilers beileibe nicht, sondern schon 17 Jahre im Geschäft. Für ihr aktuelles Erfolgsalbum „Santa Muerte“ hatten sie erstmals die Hilfe eines Produzenten in Anspruch genommen. Resultat war - nach all den Jahren - der Einstieg in die Top Ten. „Das macht uns unglaublich glücklich“, sagt Amara.

Den Erfolg führt Amara aber auch auf die Live-Präsenz der Band zurück, die mittlere Hallen inzwischen auch alleine füllt: „Das Wichtigste für uns sind die Live-Konzerte. Da funktionieren wir am besten. Wir bringen die Platten nur raus, damit die Leute die Texte lernen können. "Rock am Ring" war unglaublich. Dass unser Name mal auf den Postern stehen würde, hätten wir nie gedacht.“

Die Sache mit dem Bandnamen lief übrigens so: „Wir wollten damals unbedingt einen Namen mit einem "Oi" darin haben, weil wir eine linke Oi-Band waren“, berichtet Amara. „Der Vorschlag kam von einem ostdeutschen Freund unseres Schlagzeugers.“ Das war 1994. „Damals kannten wir den Begriff überhaupt nicht und als wir ihn kannten, haben wir es prompt bereut“, sagt der 32-Jährige. „Aber es ist eine lange Tradition deutscher Punkbands, sich Scheiß-Namen zu geben.“

Im alten Industrie-Stadtteil Lierenfeld haben die Broilers ihr Quartier - so wie damals die Hosen. Der Probenraum im Keller einer inzwischen denkmalgeschützten Fabrik ist ein alter gekachelter Kühlraum für Fleisch.

Von den Hosen haben die Broilers auch deren berüchtigte Wohnzimmer-Auftritte übernommen. Unter den Käufern ihrer letzten Single haben sie just ein solches Wohnzimmer-Konzert verlost: Es geht tief in den Osten nach Annaberg-Buchholz an die polnischen Grenze. „Wir müssen mit dem Gewinner im Vorfeld noch ein paar Sachen besprechen, damit der nach dem Konzert nicht obdachlos ist und bei uns wohnen will.“