Songs, die in hellem Licht erstrahlen
Mit ihrem dritten Album seit 2009 gelingt der US-Künstlerin Zola Jesus die Verbindung von Experimentier- und Partyfreudigkeit.
Wisconsin ist nicht gerade bekannt für seine Künstler. Den Staat im Norden der USA prägt vielmehr seine landwirtschaftliche Idylle. Doch auch dort entsteht Kunst, wie die Musikerin Zola Jesus mit ihrem bereits dritten Album in drei Jahren erneut unter Beweis stellt.
„In Wisconsin aufzuwachsen, war völlig normal für mich, weil es alles war, was ich kannte. Aber richtig: Man lebt dort sehr isoliert.“ Schon früh kam die als Nika Roza Danilova geborene Amerikanerin mit russischen Vorfahren zur Musik. Gesungen hat sie schon als kleines Mädchen. Nach und nach brachte sie sich das Spielen von Gitarre, Klavier und anderen Instrumenten bei.
Der Gesang stand für sie aber stets an erster Stelle: Opernsängerin wollte sie werden. „Das war für mich der natürlichste Impuls, weil ich immer schon einen Beruf fürs Leben aus dem Singen machen wollte.“ Unbeeindruckt von den Trends der Charts hörte sie sich quer durch die Genres. Alles war eins, solange es Spaß machte — ob Popmusik, Oper, Punk, Rock oder Folk.
Mit acht, neun Jahren nahm die heute 22-Jährige klassische Gesangsstunden und gab sich bald darauf ihr Pseudonym Zola Jesus, das sich aus den Namen des französischen Schriftstellers Emile Zola und Jesus Christus zusammen setzt. Warum? „Keine Ahnung. Ich war noch zu jung, um darüber nachzudenken. Es klang einfach gut.“
Obwohl sie Musikerin werden wollte, studierte sie zunächst Philosophie und Französisch an der University of Wisconsin-Madison — zwei Fachbereiche, für die sie sich immer schon interessierte. Neben dem Studium machte sie weiter Musik und schrieb ihr Debütalbum „The Spoils“, das sie 2008 aufnahm und 2009 über Sacred Bones Records, das Label eines Freundes, veröffentlichte.
Nach dem letztjährigen Werk „Stridulum II“ liegt nun das dritte Album „Conatus“ (lat.: „auf etwas ausgerichtet sein“) vor, das ihren Stil auf den Punkt bringt. „Eigentlich haben wir aufnahmetechnisch wenig verändert. Dass meine Stimme heute vielleicht etwas besser klingt, liegt daran, dass ich in den vergangenen Jahren viel an ihr gearbeitet habe.“
Nicht nur das. Ihre Fähigkeiten als Produzentin hat sie ebenfalls verbessert. Multitasking auf allen Ebenen des Musikerdaseins sei eine Notwendigkeit, um das Beste aus sich herauszuholen. „Für ‚Conatus‘ wollte ich etwas schaffen, das jenseits allem Vorherigen sein würde. Dabei habe ich mich völlig frei gefühlt“, sagt sie.
Ihr steigender Erfolg als Zola Jesus macht Nika stolz, aber auch etwas ängstlich. Davor, dass sie in ihrer Kreativität eingeengt werden könnte. Und davor, dass sie sich selbst zu viel Druck macht, um den Fans einzigartige Qualität zu bieten. „Mir geht es darum, etwas zu schaffen, das nur aus mir selbst kommt und niemand vorher gemacht hat. Denn wenn man versucht, andere zu imitieren, macht man ja nichts Neues.“
Mit „Conatus“ genügt Nika diesem Anspruch. Wie schon die Alben zuvor ist es ein in sich stimmiges Werk, dessen Songs einzeln zwar wirken, mehr aber noch im Ganzen. Und so soll es auch sein. „Ich könnte keine Kompilation unabhängiger Lieder machen. Die Stücke meiner Alben sind zusammenhängende Gruppen. Da ich alle hintereinander in einer bestimmten Phase meines Lebens geschrieben habe, steckt in ihnen auch die gleiche Energie — eine etwas verstörende, nicht sofort zugängliche, aber durchweg fröhliche.“
Oder, wie sie auch sagt: oberflächlich kühl, aber eigentlich herzenswarm — eine Kombination, die selten und ein wahres Hörerlebnis ist. Zola Jesus sei Dank.
Termin: 17. November, 20.30 Uhr, Köln, Stadtgarten